Neviges Rommelssiepen: Neubau gibt Rätsel auf

Neviges · Obwohl die Haustüre deutlich unter dem Straßenniveau liegt, gibt es weder eine Treppe noch eine Rampe.

Was wie ein Schildbürgerstreich aussieht, hat durchaus Sinn: André Grimmert erklärt, wie der Zugang trotz des Höhenunterschieds gestaltet wird.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

. Der Neubau im Zuge der Sanierung von alter Post und altem Rathaus am Rommelssiepen gibt Rästel auf: Der Hauseingang befindet sich ungefähr einen Meter unterhalb der Straße. Die Nevigeser Volksseele ist empört, in den Sozialen Medien fragt man sich, wie man so etwas bauen kann. Da ist von „hoch studierten Vollidioten“ die Rede, die planen und „die Bauaufsicht hat sowieso keinen Plan, aber Hauptsache die Kasse stimmt“. Spekuliert wird über eine Hebebühne vor dem Eingang oder ob nicht gleich die ganze Straße tiefergelegt wird, damit man über Stufen ins Haus kommen kann, obwohl doch „Wohnen für Ältere“ angekündigt war.

Tatsächlich ist das neue Haus mit der Adresse Rommelssiepen 13 barrierefrei, der Zugang wird es auch sein. „Neben dem Haus Nummer 11 wird ein gerader, ebenerdiger Zugang entlang des Neubaus bis zur Haustüre geschaffen. Daneben kommt eine Stahlbetonmauer, die stützt die Straße ab, die in den früheren Ausmaßen erhalten bleibt“, erläutert André Grimmert der WZ die Konstruktion. „Ausschlaggebend waren die Deckenhöhen der alten Post und des alten Rathauses, danach mussten wir die Höhe der Tiefgarage ausrichten“, verrät der Velberter Bauunternehmer den Grund dafür, dass der Zugang am Rommelssiepen ein bisschen ungewöhnlich ausfällt. „Es ging mir darum, dort im Untergeschoss möglichst alle der vorgeschrieben Stellplätze zu schaffen, damit diese nicht dem öffentlichen Verkehrsraum weggenommen werden.“ So entstehen insgesamt 37 Tiefgaragenplätze, einige davon mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Die Wohnungen haben eine Größe von 27 bis 120 Quadratmetern

Von den ursprünglichen Absichten, am Rommelssiepen ein Boardinghouse zu errichten, ist der Bauherr bereits vor anderthalb Jahren abgewichen: „Jetzt ist das durch Corona sowieso kein Thema mehr.“ Stattdessen entstehen Wohnungen zwischen 27 und 120 Quadratmetern. „Links kommen die mit 50 Quadratmetern, rechts die mit 27 Quadratmetern hin, obendrauf ein Penthouse mit 120 Quadratmetern“, so der Unternehmer.

„Der Estrich ist verlegt, leider können wir noch nicht heizen. In der Baugrube sind die Anschlüsse für Gas und Wasser freigelegt, letzterer ist gut isoliert, damit nichts einfriert.“

Mitte des Jahres sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. „Mietverträge sind noch nicht unterschrieben, aber das Interesse ist groß, es gibt viele Reservierungen.“ Derweil macht sich André Grimmert Gedanken über die Außengestaltung: „Bisher war nur eine Wärmedammfassade geplant, aber es soll wertiger aussehen, ich denke an Riemchenklinker in einem hellen Ton, das entscheidet sich jetzt bald.“

Langsam voran geht es auch in dem ehemaligen Rathaus der Stadt Neviges, in dem vor der Totalsanierung die oberen Etagen einsturzgefährdet waren. „Da ist bereits auch der Estrich drin, noch in diesem Monat kommen die neuen Holzfenster.“ Die Fertigstellung des Rathauses, das hinter der historischen Fassade einen neuen Kern erhalten hat, soll Ende des Jahres erfolgen. „Die Post dauert auf jeden Fall länger“, kündigt Grimmert an.

„Das ist alles genehmigungskonform“, stellt Heike Möller fest. Die Leiterin des städtischen Planungsamts verweist darauf, dass es nicht einfach ist, in geneigtem Gelände zu bauen, da braucht es schon eine Grundstücksentwicklung über das ganze Gelände, Hauptsache es funktioniert. „Der so geschaffene Zugang ist keine Ausnahme. In diesem hügeligen Land ist es oft so, dass Hauseingänge etwas oberhalb oder unterhalb einer Straße liegen.“ Im Übrigen bezeichnet die oberste Stadtplanerin das ganze Projekt als „eine schöne Nutzung“, allerdings hätte sie es sich gewünscht, dass es etwas schneller gegangen wäre.