Neviges Viele Spenden für die Rumänienhilfe

Neviges · Vor 22 Jahren wurde die Hilfsaktion gegründet. Mit Lkw werden Kartons mit Lebensmitteln in das Land transportiert.

Hunderte von Säcken und Kisten wurden von den Velberternr auf die beiden rumänischen Lkws verladen.

Foto: Ulrich Bangert

Seit 8.30 Uhr leitet Mario Wallmeier die Autos an der Einfahrt des Gewerbegebietes Donnenberger Straße auf den Parkplatz, doch schon nach kurzer Zeit reicht die Schlange der Fahrzeuge bis hinter die Eisenbahnbrücke: „Das ist der Wahnsinn!“ sagt Monika Schlinghoff angesichts des Andrangs einigermaßen fassungslos.

Seit 22 Jahren organisiert die Nevigeserin regelmäßig im November eine Sammlung für die Rumänienhilfe zugunsten der Caritas in Satu Mare. Keimzelle für die Hilfsaktion war ein Schulprojekt mit Geschenkpäckchen für rumänische Kinder (siehe Infokasten). Die Päckchen sind bis heute wichtiger Bestandteil.

Viele Menschen in Rumänien leben in bitterer Armut

Guido Häger und Ludger Kalscheuer stapeln sie gerade auf Paletten - entgegengenommen werden aber auch Kleidung, Lebensmittel, Spielzeug, Schuhe, Hygieneartikel, Schulutensilien, praktisch alles für das tägliche Leben. Bei zwei Besuchen hat Schlinghoff die bittere Armut im Land gesehen. Viele Menschen sind angewiesen auf Unterstützung durch Organisationen wie die Caritas in Satu Mare, die unter anderem täglich über hundert Mittagessen für Bedürftige ausgibt. „Das schlimmste ist, dass es nicht besser wird“, ergänzt Monika Kalscheuer. Stattdessen ziehe sich der Staat immer weiter zurück, streiche Organisationen wie der Caritas die Mittel.

Die Bereitschaft zu spenden sei indessen mit jedem Jahr gestiegen: „Die Leute geben sich richtig Mühe, die Sachen gut zu verpacken“, hat Monika Kalscheuer beobachtet – das erleichtert es den rund zwei Dutzend Helferinnen und Helfern erheblich, Kartons, Taschen und Säcke auf den Ladeflächen der beiden 40-Tonner zu verstauen.

Ein Auto nach dem anderen fährt vor, wird in wenigen Sekunden entladen. Inga Broelmann holt Kinderkleidung und einen Beutel mit Kuscheltieren aus dem Kofferraum, außerdem ein Paket mit Süßigkeiten, Malbuch, Stiften, Zahnbürste und anderen kleinen Geschenken: Ihre drei Mädchen sollen lernen, dass es Kinder gibt, denen es nicht so gut geht.

Lukas Müller und Lars Schlinghoff hocken derweil dicht unter der Dachplane, stapeln, was irgendwie geht, noch in die letzte Lücke. Dann ist endgültig Schluss, mehr passt nicht in die Laderäume. Gyula Fehér und sein Kollege verriegeln die Laster, am Sonntagabend, nach der gesetzlichen Ruhepause, geht es auf die 1.500 Kilometer lange Strecke. Der 44-jährige Fahrer ist bereits zum dritten Mal in Neviges und jedes Mal aufs Neue von der großen Hilfsbereitschaft überwältigt.

Unterdessen hilft Dieter Buschendorf Monika Schlinghoff beim Ausfüllen der Frachtdokumente. Der 78-jährige Nevigeser, dessen Ehefrau Erika ebenfalls unter den Helfern ist, hat selber fast 50 Jahre „auf dem Bock“ gesessen und kennt sich mit dem Papierkram aus. Er hat auch am Vorabend die Lastzüge zum Parkplatz an der Donnenberger Straße gelotst.

Der Andrang ist so groß, dass
die Lkw schnell gefüllt sind

Eigentlich ein Katzensprung von der Bernsaustraße, wo er die rumänischen Trucker angetroffen hat, doch die Eisenbahnbrücke mit nur 3,7 Meter Durchfahrthöhe läßt die Passage mit den vier Meter hohen Sattelzügen nicht zu. So mussten die Lkw wie in jedem Jahr - mit entsprechender Genehmigung – den Umweg über Windrath nehmen.

Obwohl die Lkw voll sind, reißt der Strom der Spender nicht ab: Was jetzt geliefert wird, kommt zunächst ins Lager. Lebensmittel werden noch gegen Kleidung auf den Lastern getauscht, sie sollen in jedem Fall mitfahren. Kurz vor halb eins ebbt der Fahrzeugstrom merklich ab, binnen weniger Minuten steht nur noch ein halbes Dutzend Autos in der Schlange.

Letzte in der Reihe ist Uschi Waschkowski, sie hat Kleidung und Plüschtiere im Gepäck, die zunächst auch im Lager verstaut werden. Die Lehrerin der Heinrich-Kölver-Realschule ist das erste Mal zu der Sammlung gekommen, hat früher vieles im Gebrauchtwarenhaus abgegeben: „Ich glaube, die Not ist in Rumänien größer.“

Langsam fällt die Anspannung von Monika Schlinghoff und ihren Helfern, Zeit für eine kurze Bilanz. Die Nevigeserin ruft in Rumänien an, berichtet der befreundeten Caritasmitarbeiterin, dass die Lastzüge beladen und fahrbereit sind – und dass noch ein dritter Lastzug benötigt wird.

Ausdrücklichen Dank sagt Monika Schlinghoff für die vielen Spenden, die am Samstag gebracht wurden - und für die große Geduld, die manche angesichts des Andrangs mitbringen mussten.