S-Bahnhaltestellen fallen bei Testern durch
Besonders die Graffiti-Schmierereien an den Haltestellen Neviges und Rosenhügel stoßen VRR und Fahrgästen sauer auf.
Neviges. Die Nevigeserin Michelle Kutscher (48) findet Graffiti eigentlich klasse. „Das können ja richtige Kunstwerke sein“, sagt die Bahnfahrerin. Doch auch sie hat kein Verständnis für die illegalen Schmierereien an den S-Bahnstationen Neviges und Rosenhügel. „Das sind ja nur irgendwelche Buchstaben.“ Ulrich Kaminsky (78) drückt es deutlich aus: „Das ist eine Sauerei und keine Kunst.“
Die Rote Karte verteilte jetzt offiziell der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr den beiden Nevigeser Haltepunkten Velbert-Neviges und Velbert-Rosenhügel bei seinem jährlichen Stationsbericht. Beide fielen bei den Testern, die im vergangenen Jahr wieder jedes Quartal Zugänge und Bahnsteige beäugt haben, in der Kategorie „Graffiti“ durch. In Neviges fiel zudem die Sauberkeit des Bahnsteigs negativ auf. So fällten die Tester in beiden Fällen das Gesamturteil „nicht akzeptables Erscheinungsbild“ und werteten die Stationen damit im Vergleich zum Vorjahr ab.
Wer in welchen Bereich einer Bahnstation für die Sauberkeit zuständig ist, kann von Haltepunkt zu Haltepunkt variieren. In Neviges und am Rosenhügel ist die Bahn mit ihrer Tochterfirma „Station & Service“ in Sachen Reinigung in der Pflicht. Auf WZ-Anfrage antwortete eine Bahnsprecherin in Bezug auf den Reinigungsrhythmus: „Die Stationen werden von unseren Mitarbeitern regelmäßig inspiziert. Nach Meldungseingang entfernt die Deutsche Bahn Graffiti möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden.“ Zudem sei man über Hinweise von Reisenden dankbar.
Dass dieses System nicht zu sauberen Stationen führt, das sieht jeder Bahnreise sofort vor Ort an den Kacheln des Übergangs, den Sitzbänken, oder den Fahrkartenautomaten: Überall haben Schmierfinken ihre Kürzel, die sogenannten „Tags“, hinterlassen. Farbenfrohe Kunst sucht man vergebens — abgesehen davon, dass diese an fremdem Eigentum genauso illegal ist, wie Sprühdosen-Gekritzel.
Am Rosenhügel sind besonders Rückwand und Windschutz der vorgelagerten Bushaltestelle alles andere als ansehnlich. Dieser Bereich fällt jedoch ins Aufgabengebiet der Technischen Betriebe Velbert (TBV). Sachgebietsleiter Olaf Rakowski erklärt das Dilemma: „Das reinigen wir nicht, wenn alles drumherum aussieht wie Sau.“ Würde die Bahn eine große Reinigungsaktion am Rosenhügel vornehmen, dann sei man als TBV sicherlich mit dabei. Konkret geplant ist nichts.
Kein Wunder, dass manche Fahrgäste schon resignieren. Karla Müller (28) sitzt am S-Bahnhof Neviges und hört Musik. Graffiti? Sie winkt ab: „Das sehe ich gar nicht mehr. An Bahnsteigen bin ich das gar nicht mehr anders gewohnt.“ Sie empfiehlt, das Geld für die Reinigung lieber an anderer Stelle sinnvoller einzusetzen.