Wülfrath Schlaraffenland für Bienen
Wülfrath. · „Endlich Regen!“ Nicht nur Bauern, Kleingärtner und Förster freuen sich nach wochenlanger Trockenheit über die ersehnten Niederschläge, sondern auch die Imker. Jürgen Grahlke hatte Anfang April seine Bienenvölker von Remscheid zu einem Feld in Flandersbach gebracht, das seit dem leuchtend gelb blüht und ein Schlaraffenland für Bienen ist.
Waren die Bedingungen für die fleißigen Honigmacherinnen am Anfang sehr günstig, änderte sich das mit der anhaltenden Dürre und dem trockenen Ostwind. „Kommen die Rapspflanzen an zu wenig Wasser, produzieren die Blüten weniger Nektar, den die Bienen zu Honig verarbeiten“, beschreibt der Bienenzüchter die Bedeutung von Regen. Der Imker hofft auf Niederschlag, weil erfahrungsgemäß in den letzten zwei Wochen der Rapsblüte der meiste Nektar von den Bienen in den Wabenzellen eingelagert wird.
Die schweren Böden rund um Mettmann haben den Vorteil, besonders lange Wasser speichern zu können. Das macht in jedem Frühling die Rapsfelder für Wanderimker attraktiv, die auf einen milden Honig hoffen dürfen, der im Glas schnell fest und nahezu weiß wird. Die Feinkristalle geben beim Schmelzen auf Zunge das feine Aroma der blühenden Felder wieder.
Landwirt hat dank Gelbschalen die Schädlinge immer im Blick
Jürgen Grahlke hat bereits seit Jahren einen guten Draht zu dem Wülfrather Landwirt Bernd Kneer, der ihm einen Standplatz für die Bienenkästen an seinen Feldern zuweist. „Wir kennen uns gut, und ich weiß, dass Herr Kneer die Pflanzen so behandelt, das es zu keinen Schäden für Bienen und Honig kommt.“ Der Kreislandwirt stellt sogenannte Gelbschalen auf und hat damit die Schädlinge immer im Blick. „Es gab Jahre, da brauchte ich gar keine Insektizide ausbringen. Diesmal musste ich kurz vor der Blüte gegen den Rapsglanzkäfer spritzen“, räumt Bernd Kneer ein. Dabei werden Mittel verwendet, die für Bienen unbedenklich sind. Zusätzlich wird abends nach Ende des Bienenflugs gearbeitet, bis zum Morgen haben sich die Wirkstoffe zersetzt.
Kneer schätzt die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Imkern, denn deren Schützlinge sorgen für eine reiche Ernte der schwarzen, ölhaltigen Körner: „Es gibt zwar auch andere Insekten, die den Raps bestäuben, aber die Bienen sorgen für die Hälfte des Ertrags“, so die Einschätzung des Kreislandwirtes. Beim Wandern müssen die Imker strenge Bestimmungen zum Schutz vor Tierseuchen beachten.
So hatte sich Imker Jürgen Grahlke vom Bergischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt bescheinigen lassen, dass seine Völker frei von Amerikanischer Faulbrut sind und nicht aus einem Sperrbezirk kommen. Gleichzeitig hat der Remscheider das Kreisveterinäramt Mettmann über den vorübergehenden Standort informiert. Als Bienensachverständiger der Imkervereinigung Remscheid/Wuppertal-Ronsdorf-Graben legt Jürgen Grahlke großen Wert auf diese Formalien, denn nur so kann verhindert werden, dass eine für Menschen ungefährliche, aber für Bienen tödliche Seuche, verbreitet wird.
Wenn der Raps verblüht ist, wartet auf Jürgen Grahlke und seine Lebensgefährtin Carmen Schneider jede Menge Arbeit. Dabei müssen sie schnell mit Hilfe einer Zentrifuge den reifen Honig aus den Wagen schleudern, bevor dieser hart wird. Mit leeren Honigräumen geht es anschließend nach Hürth zu blühenden Robinien, aus denen die Bienen einen Honig erzeugen, der aufgrund des speziellen Verhältnisses von Fruktose zu Glukose immer die flüssige Form behält.