Umweltschutz Was machen die Bienen im Winter?

Der Büdericher Imker-Profi Stephan Rameils pflegt seine Bienenvölker in Hightech-Kästen. Für Wärme sorgen die Insekten selbst.

Seit dem Jahr 1989 ist der Büdericher Stephan Rameil Imker. Bei der Bienenzucht ist ihm wichtig, dass die Insekten eine der Natur nachempfundene Umgebung vorfinden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Zukunft der Bienen ist in Meerbusch längst Alltag. Zumindest hinterm Haus von Stephan Rameil, leidenschaftlicher Imker, Tüftler und Naturfreund. Der 81-Jährige ist so etwas wie der Daniel Düsentrieb der Imkerbranche, und sein Garten in Büderich das Labor.

Aktuell hat er 15 Bienenvölker: fünf im Garten, die restlichen auf gepachteten Flächen außer­halb. Und als Heizungsinstallateur-Meister setzt er in seinen Bienenkästen (die Profis sprechen von Beuten) um, was er während seines Berufslebens an Wissen angehäuft und in seinem eigenen Wohnhaus schon vor Jahren gebaut hat. Dabei geht es vor allen Dingen um Isolierung, Energiesparen, Temperatur, Kondenswasser und Luftfeuchtigkeit. Rameil arbeitet mit Hanf- und Schafwolle als Isoliermaterial, auf dem Boden der Kästen liegen feine Holzspäne. „In isolierten Beuten bildet sich kein Schimmel“, erklärt Rameil. „Anfangs wurde ich für meine Ideen belächelt“, erinnert sich der Imker, der mehrere Regalmeter Bienen-Literatur besitzt. Mittlerweile berichten internationale Fachzeitschriften über den Demeter-Imker aus Büderich, der auch in Sachen Varoa-Milbe – ein tödlicher Feind der Honigbiene – immer wieder neue und vor allen Dingen naturnahe Methoden testet.

Aber von vorne: 1989 hat der Meerbuscher mit der Imkerei angefangen. Sein erstes Bienenvolk hat er im Tausch gegen eine Wasserpumpe bekommen. Von Beginn an war Rameil nicht auf den Honigertrag fixiert, sondern auf die Lebensweise der Bienen. „Die beste Behausung für Bienen ist der hohle Baum. Da­ran wollen wir uns mit der Bauweise unserer Kästen orientieren.“

Einer der Bienenkästen ist mit einer Solarzelle ausgestattet

Wir, das sind Rameil und ein Düsseldorfer Imkerkollege, der im Hauptberuf Elektrotechniker ist. Entsprechend ist einer der Bienenkästen mit einer Solarzelle und einer Messeinheit für Temperatur und Luftfeuchtigkeit ausgestattet. „Alle drei Monate wird der Chip rausgenommen, dann werden die Daten ausgewertet und an ein deutsches Forschungsinstitut übermittelt“, erklärt er. Über einen QR-Code am Kasten kann er zudem auf dem Smartphone den Temperaturverlauf der vergangenen fünf Tage ablesen.

Trotz aller Technik – die wichtigsten Informationen liefern ihm die Bienen selbst, die an diesem Januarmorgen schon vereinzelt ihr Haus verlassen. „Ich höre am Flügelschlag, ob die Bienen schlecht gelaunt sind“, erzählt Rameil, der beim Imkern nur selten einen Schleier trägt. Entsprechend oft wurde er schon gestochen: „Mehr als 1000 Mal“, erzählt er und lacht. Wegen seines Fachwissens wird Rameil auch immer wieder gerufen, wenn in Meerbusch Bienen, Wespen und Hornissen entfernt werden müssen. „Hornissen gibt es aber nur in Langst-Kierst“, sagt Rameil, der die Wespennester mit einer speziellen Technik lebend umsiedelt. „Im vergangenen Jahr habe ich einen Bienenschwarm eingefangen, der wog 5,4 Kilo.“ Zur Erklärung: Rund 10 000 Bienen wiegen ein Kilo.

Und was machen die Meerbuscher Bienen im Winter? „Sie ziehen sich zu einer Wintertraube zusammen und wärmen sich gegenseitig“, erklärt der Imker. Weil es in Rameils isolierten Bienenhäusern aber viel wärmer ist, müssen seine Bienen nicht so intensiv heizen. „Mit ihren Fühlern können Bienen die Temperatur messen und wissen so, wann sie heizen müssen.“

Das mit dem Heizen funktioniert so: Die Bienen erzeugen Wärme, indem sie selbst aktiv werden. Durch Muskelzittern können sie sich bis auf bis zu 42 Grad aufheizen. Diese Wärme geben die äußeren „Heizbienen“ dann an die Bienen im Inneren der Traube ab. Viele Imker füttern im Winter Zuckerwasser zu. „Das würde ich nie tun“, betont Rameil. „Meine Bienen überwintern auf ihrem eigenen Honig.“

In diesen Tagen beginnt die Königin, Eier zu legen. Ende März werden die Jungbienen dann schon zu sehen sein. Anfang Mai wird die Frühtracht geerntet, Ende Juni die Sommertracht. „Wenn Linde und Brombeere verblüht sind, ist Schluss.“ Rameil hofft auf ein gutes Meerbuscher Bienenjahr. „Aber die Trockenheit macht den Tieren zu schaffen.“ Eigentlich sollten an vielen Pflanzen schon Knospen zu sehen sein: „Aber alles ist vertrocknet.“ Selbst sein Brunnen sei versiegt, auch der benachbarte Stingesbach führe bereits im zweiten Jahr kein Wasser. „Ich bin kein Hellseher, aber nach zwei so trockenen Sommern hoffe ich, dass es 2020 endlich wieder besser wird.“

Grundsätzlich litten die Bienen unter den großen Monokulturen und dem Einsatz von Chemie auf den Feldern, sagt er: „Die Bienen verhungern in den Agrarwüsten.“ Dennoch sei Meerbusch eine relativ gute Bienenstadt, weil es öffentlich Blühwiesen und -streifen gebe: „Solche Aktionen machen auf jeden Fall auf die Probleme aufmerksam.“ Aber nicht nur Landwirte und Verwaltung seien gefragt. „Jeder kann etwas für die Bienen tun“, ermuntert Rameil die Meerbuscher: „Jede gepflanzte Sonnenblume bringt etwas Gutes.“ In Gartencentern gebe es mittlerweile spezielle Saatmischungen. „Ideal sind alle Blumen, die eine offene Blüte haben.“ Ein Hinweis ist ihm besonders wichtig: „Die Honigbiene ist nicht gefährdet – um die kümmert sich der Imker. Tatsächlich gefährdet sind die Hummeln und die Wildbienen.“