Jubiläum von Meerbusch Die Stadtplanung prägte sein Leben

Herbert Grabe, der erste Technische Beigeordnete der Stadt, feiert einen runden Geburtstag – er wird am Montag 90 Jahre alt.

Herbert Grabe war zwölf Jahre Planungsdezernent der Stadt Meerbusch. Über diese Zeit berichtet er heute immer noch gerne.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

1970: Eine Stadt wird geboren, für Herbert Grabe beginnt damit das wohl größte und aufregendste Kapitel seines Lebens. Als erster Technischer Beigeordneter wirkt Grabe ab der Geburtsstunde der Stadt an ihrer Entstehung mit, zwölf Jahre lang ist er im Amt. Seit dem Anfang seiner Karriere in Meerbusch sind 50 Jahre vergangen. Einen runden Geburtstag feiert nicht nur die Stadt, sondern auch Grabe, der 90 wird. Bis heute kann er detailreich schildern, wie diese oder jene Straße entstand, welche politischen Machtspiele sich hinter den Kulissen abspielten und, ganz häufig, wie er sich am Ende doch durchsetzte.

„Der Auftrag war, zwischen dem Ballungsraum Neuss, Krefeld und Düsseldorf eine eigene Stadt zu bilden“, blickt Grabe zurück. In dieser Größenordnung, sei das eine einmalige Aufgabe gewesen. Ein Ort im Schatten seiner Nachbarn sollte Meerbusch nie werden, das stand schon früh fest. In einem Vortrag, den der ehemalige Beigeordnete 1973 an der Universität in Bonn hielt, ist das nachzulesen: „Die Chance von Meerbusch, mehr zu werden als eine Schlafstadt, liegt in den potenziellen Freizeitmöglichkeiten der Landschaft und im Versorgungs- und Dienstleistungsbereich“. Auch heute sagt er, Meerbsuch habe „gewaltiges Potenzial“.

Einfach war der Auftrag, dieses Potenzial zu entfalten, auch abgesehen von der Nähe zu den Großstädten keinesfalls. Meerbusch war in der Nachkriegszeit stetig und stark gewachsen, von 16 000 auf 50 000 im Jahr 1970. Das sei kein geplantes Wachstum gewesen, schildert Grabe heute, sondern ein eher chaotisches.

Sanierungen von Ortsteilen
gehörten zu Grabes Projekten

Ein großes Projekt war deswegen die gemeinsame Mitte der Meerbuscher Stadtteilen, die bis heute nicht realisiert worden ist. Im Nachhinein sei das Projekt gescheitert, räumt Grabe ein. Aber aus heutiger Sicht brauche man eine zentrale Verwaltung nicht wirklich. Eine dezentrale Verwaltung funktioniere in Meerbusch gut – mit Blick auf die schnellen Kommunikationswege von heute vermutlich sogar besser, als man sich es 1970 vorstellen konnte.

Aus seinen zwölf Jahren als Technischer Beigeordneter hat Grabe viele Erfolge zu verzeichnen, die auch einen spannenden Einblick hinter die Kulissen von Politik geben. Das Wichtigste seiner Amtszeit, sagt er, sei die Sanierung der alten Ortsteile. Die von Lank etwa, welche er schon 1973 in Gang gesetzt habe. Sein Nachfolger habe das zu Ende gebracht. Aber ein solches Projekt, sagt Grabe, sei wie ein Hausbau – man könne nicht nur denjenigen feiern, der am Ende die schönen Gardinen ausgesucht hat.

Grabe hat den Grundstein für die Sanierung gelegt. Dieser Grundstein sei die Josef-Tovornik-Straße gewesen, sagt er. Sie habe es erst erlaubt, dass nicht der ganze Verkehr durch die Mitte des Ortsteils fließt und damit die Neugestaltung überhaupt erst möglich gemacht. Zu „seinen“ Projekten gehören auch die Sanierungen von Strümp und Osterath, der erste Entwässerungsplan von Lank und den Kauf des Herrenbusch, das größte Waldgebiet der Stadt.

Schloss Pesch: Kauf
kam nicht zustande

In den 70ern gehörte der Herrenbusch nämlich noch zu Schloss Pesch, für den Verkauf an die Stadt stand Grabe im Kontakt mit dem Anwalt der Erben der Adelsfamilie Arenberg. „Wir wären auch an das Schloss gekommen“, erzählt Grabe. Einige Tage vor dem Verkaufstermin habe er das Angebot bekommen, für die Stadt auch das Schloss mit seinen dazugehörigen Grundstücken zu kaufen. „Der Anwalt hat mir aber nur ein Wochenende Zeit für die Entscheidung gelassen, so schnell kriegten wir einen politischen Beschluss nicht hin.“ Auf die Bewirtschaftung ist Grabe, der sich oft als „Grüner“ bezeichnet, bis heute stolz. Bis heute sei maximale Rendite dort nicht das Ziel, sondern ökologische Nachhaltigkeit.

Wer mit Grabe spricht, merkt schnell, wie prägend die zwölf Jahre als Technischer Dezernent waren – für die Stadt, aber auch für ihn selbst. Das Büro in seinem Haus ist immer noch voller Unterlagen aus dieser Zeit. Das berufliche Kapitel mag für den ehemaligen Dezernenten abgeschlossen sein, aber die Stadtplanung von Meerbusch wird ihn wohl bis zum Ende seines Lebens begleiten.