Kunst Penck-Klasse feiert Professor zum runden Geburtstag

Düsseldorf · Ausstellungen im Kulturbahnhof und in der Kunsthalle zu Ehren des verstorbenen Lehrers.

A.R. Penck zu Lebzeiten inmitten seiner Studenten.

Foto: Penck-Klasse

Noch nie wurde der 80. Geburtstag eines verstorbenen Künstlers aus Düsseldorf von seinen ehemaligen Schülern so innig und ausgiebig gefeiert wie der von A.R. Penck. 45 von 87 seiner Ehemaligen organisierten eine Ausstellung, die im Kulturbahnhof Eller eröffnet wurde und deren zweiter Teil am 11. Oktober in der Kunsthalle Vernissage hat. Dann spielt sogar die Band TTT im Salon des Amateurs, obwohl der Salon nach der Sanierung noch gar nicht freigegeben ist. In dieser Band hatte Penck einst getrommelt und Markus Lüpertz Klavier gespielt. Musikalisch wird der Abend von Frank Wollny organisiert, der lange mit Penck in London gelebt hat.

Von 1989 bis 2005 war Penck Professor an der Kunstakademie und gewann sofort die Herzen seiner Klasse, denn er tat etwas Ungewöhnliches: Er mietete im Juli 1990 auf der Luisenstraße 25 ein ganzes Atelierhaus. Er gab gleichsam seine Einnahmen als Professor in den ersten acht Jahren an seine Schüler weiter. Eine große Geste. Er erklärte sie damit, dass er ja viel zu selten in Düsseldorf sei.

Viele Ehemalige aus seiner Klasse lieben ihn bis heute. Als Joanna Danovska im letzten Jahr auf die Idee zur Geburtstagsausstellung kam, erhielt sie ein großes Echo. Im Kulturbahnhof Eller bestücken die Ex-Studenten zwei große Räume, in der Kunsthalle steht ihnen lediglich eine große Wand im Foyer des ersten Obergeschosses zur Verfügung.

Penck nahm jedermann in seine Klasse und ließ ihn frei arbeiten

Leider gibt die Ausstellung keine Totale. Yoshimoto Nara etwa lebt in Tokio, gilt als Vertreter des japanischen Neo Pop und ist so berühmt, dass er noch nicht einmal auf die Einladung nach Düsseldorf antwortete. Marta Klonowska hat sich nach dem Studium zur großen Glaskünstlerin entwickelt und arbeitet vorrangig in Murano, von wo sie ihre Objekte in die Museen verschickt.

Einen Stil gab es nicht. Penck nahm denn auch jeden auf und ließ jedermann frei schalten und walten. Deshalb gilt die Penck-Klasse zumindest nach der Aussage der Teilnehmer als die „einzige, wirklich freie Klasse“. Was sie alle loben, ist seine Menschlichkeit. Er habe sich stets zunächst für ihr Wohlbefinden interessiert und erst im zweiten Schritt für ihre Kunst.

In der Ausstellung im Kulturbahnhof fällt zunächst einmal Sybille Kroos auf. Sie präsentiert in einer poppigen, leicht ironischen, aber konkreten Formsprache die dreidimensionale Collage eines Mädchens an einem uralten Telefon. Die Arbeit ist perfekt komponiert und verweist auf ein großes Farbgefühl. Andrea C. Hoffer hat es nach Tobago verschlagen. Ihr Atelier in Düsseldorf hält sie dennoch aufrecht. Ihr Gemälde spiegelt ihr Hin und Her zwischen den Kontinenten. Sie baut ein realistisches, farbenfrohes Interieur in einen luftig-leuchten Hintergrund aus fiktiven Palmen, lässt aber einen Spalt zwischen den Gegensätzen frei.

Gesine Kikol präsentiert eine flott gemalte „Liebeshütte“, in deren Umgebung es drunter und drüber geht, tierisch und menschlich. Joanna Danovska, die zwischen Rumänien und Düsseldorf pendelt, hat den Tierschädel einer Katze aufgegriffen und bettet ihn auf Goldgrund.

Penck sorgte in Düsseldorf seit seinem Einstand immer wieder für Schlagzeilen. Berühmt ist sein Rendenz-vous mit der Polizei. Die fand ihn nämlich schlafend auf einer Promenadenbank, einen Backstein als eine Art Hantel in der einen Hosentasche, 20.000 DM in der anderen. Da er keine Papiere bei sich trug, nahm die Polizei ihn erst einmal mit. Sein Galerist Michael Werner, der mit ihm schon zu DDR-Zeiten zusammengearbeitet hatte, paukte ihn heraus. Penck gewann aber auch die Herzen der Musikliebhaber, liebte er doch das Trommeln, mit dem er mehrmals auf die Jazz Rallye aufmerksam machte.

Info: Penck-Klasse Kunsthalle, bis 10.November, Vernissage 11.10., 19 Uhr, anschließend Party im Salon des Amateurs, Grabbeplatz. Kultur Bahnhof Eller Vennhauser Allee 89, bis 3. November.