Kultur Kompakt Christoph Sieber – Wie man dann doch nicht scheitert

Düsseldorf · Kabarettist trat im Kom(m)ödchen auf.

Christoph Sieber gastierte in Düsseldorf.

Foto: TATIANA KURDA FOTOGRAFEN-WELT

„Das Scheitern wird unterschätzt“, ist Christoph Sieber überzeugt und stellte deshalb am Dienstagabend im fast ausverkauften Kom(m)ödchen klar: „Ich habe so richtig Bock heute Abend zu scheitern.“ Natürlich war der 49-jährige Kabarettist weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Dafür hatte der Schwabe auch zu viele wichtige Themen auf der Agenda seines aktuellen Programms „Mensch bleiben“, die unbedingt in Sieberscher Manier mal angesprochen werden mussten. Mit messerscharfen Kommentaren sezierte er Politik, Religion, Wirtschaft und Konsum, Digitalisierung oder die Gesellschaft, etwa wenn er feststellte: „Zukunft will der Deutsche nicht, er will lieber mit der Gegenwart unzufrieden sein. Deshalb wünschen sich ja auch so viele die Vergangenheit zurück.“

Kabarettist sei er geworden, weil er ein Zweifler sei, verriet er, nur um dann dem Publikum entgegenzuhalten, „Kabarett zu machen oder ins Kabarett zu gehen, ist auf keinen Fall Widerstand“. Aber es könnte der erste Schritt dahin sein. Denkanstöße hatte Sieber genug am Start, die er auch mal in einer Jonglage mit Bällen verpackte, wie die Kritik an den Medien, die im Bestreben, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein, immer öfter Worthülsen und Beiträge ohne relevanten Inhalt sendeten.

Es ist die Kunst von Christoph Sieber bittere Wahrheiten leicht zu präsentieren, etwa wenn er die Verantwortlichen für die Finanzkrise von 2007 benannte und klarstellte: „Das waren doch nicht die Armen, die ihr Geld an der Börse verzockt oder die Hartz IVler, die ihr Wohngeld ins Ausland geschafft haben.“ Durch Leistung sei nicht zu erklären, warum manche an einem Tag so viel verdienen, wie andere ihr Leben lang nicht. Es sei die Angst, die das Leben vieler bestimmt, meinte er, vor allem die Angst um den Arbeitsplatz.

Manchmal blieb dem Publikum auch das Lachen im Halse stecken. Etwa als Christoph Sieber ernst wurde, um Bezug auf Gaulands „Fliegenschiss“-Aussage zu nehmen und zu warnen: „Wer so was sagt, bereitet mit Worten den Teppich für Taten.“ Zum Abschluss appellierte der Kabarettist an sein Publikum, doch bitte Mensch zu bleiben.