Sekundenschlaf mit Folgen
Wie ein Unfall auf der Nevigeser Straße wegen auslaufender Farben zu einem Großeinsatz wurde.
Chemieunfall — dieses Wort hat spätestens seit 2008 in Wülfrath eine besondere Bedeutung. Als um 11.30 Uhr in Wülfrath der Sirenenalarm ausgelöst wurde, war genau das die erste Information an die Feuerwehren. Nach einem Verkehrsunfall mit drei Verletzten auf der Nevigeser Straße sollten Chemikalien ausgetreten sein. Erst am Nachmittag war klar: In einem Sprinter eines bekannten Paketlieferdienstes hatten lediglich Farben und Lacke reagiert, die durch den Zusammenstoß ausgetreten waren. Bis dahin hielt der Unfall jedoch rund 80 Einsatzkräfte in Atem und eine der Hauptverkehrsadern nach Wülfrath war rund acht Stunden dicht.
Alles begann mit einem Sekundenschlaf. Den gab der 46-jährige Fahrer eines Sprinters der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) der Polizei gegenüber als Grund an, warum er gegen 10.25 Uhr, in der S-Kurve der Nevigeser Straße in den Gegenverkehr geraten war. Das Fahrzeug prallte frontal gegen einen gelben Sprinter — wie sich später herausstellte, mit besonderer Ladung.
Für einen Frontalzusammenstoß verlief der Unfall glimpflich. Zwar kamen alle drei Beteiligten, der Fahrer aus Wuppertal sowie ein 43-jähriger Fahrer aus Essen und sein 21-jähriger Beifahrer, ins Krankenhaus, aber: „Zum Glück konnten die Unfallopfer schon am Nachmittag das Krankenhaus wieder verlassen“, berichtete Stadt-Sprecherin Silke Volz-Schwach.
Die Feuerwehr war früh vor Ort. Jedoch hauptsächlich, um den WSW-Fahrer aus seinem Führerhaus zu befreien. „Dabei wurde ein eigenartiger Geruch bemerkt“, sagt Volz-Schwach. Sofort wurde großräumig abgesperrt, ab den Kreisverkehren Kocherscheidt und Hammerscheidt ging nichts mehr. Polizisten gaben Autofahrern im Kreisel Wegbeschreibungen, das große Verkehrschaos blieb aus. Eine Umleitung führte durch das Industriegebiet Kocherscheidt.
Auf der Nevigeser Straße rückte derweil immer mehr Personal an. Der ABC-Zug des Kreises Mettmann, Kreisbrandmeister Torsten Schams und ein Fachberater der Werkfeuerwehr Henkel aus Düsseldorf waren vor Ort — alles in allem rund 25 Einsatzfahrzeuge. Eine Gefährdung für die Bürger schloss die Kreispolizei schon am Vormittag aus, da die bis dahin unbekannten Substanzen sich nur lokal am Unfallort ausgebreitet hatten.
Nach intensiver Analyse kam am Nachmittag das Ergebnis: Es waren lediglich Farben und Lacke ausgelaufen. Doch auch diese Stoffe mussten fachmännisch entsorgt werden, was die Einsatzkräfte bis etwa 18.30 Uhr beschäftigte. Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf mindestens 12 000 Euro.