Seniorinnen erobern Laufsteg

Das Modemobil macht Station beim Glockentreff und präsentiert Schickes für die ältere Generation.

Seniorinnen erobern Laufsteg
Foto: S. Bahrmann

Neviges. Modenschau mit Models aus den eigenen Reihen: Das Modemobil aus Wuppertal hat jetzt am Glockentreff Station gemacht, um den älteren Semestern zu zeigen, was in Herbst und Winter getragen wird. Durch ein Missverständnis fehlten die Damen, die die Kollektion vorführen sollten, und so sprangen spontan vier Besucherinnen ein. Den anderen Gästen gefiel es, und auch die unverhofften Models hatten offensichtlich ihren Spaß.

„Wir wollen Senioren, gerade auch denen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, Gelegenheit geben zu erfahren, was zur Zeit aktuell ist, in Ruhe anzuprobieren und zu kaufen“, erläutert Corinna Kinnen, stellvertretende Leiterin der Seniorenbegegnungsstätte. Die meisten Damen haben den 70. Geburtstag schon länger hinter sich gelassen und sind regelmäßig zu Gast im Glockentreff.

Erika Kaltenpoth etwa besucht einmal pro Woche den Computerkursus, um am eigenen Laptop den Umgang mit Internet, E-Mail und Office-Programmen zu trainieren. Nun ist die 77-jährige Nevigeserin auf die Modenschau gespannt: „Mal sehen, ob da was Tragbares bei ist.“ Sonst kauft sie in Neviges, Wuppertal oder gern auch im Urlaub ein.

Auch in den anderen Kursen habe man kräftig die Werbetrommel gerührt, ergänzt Julia Schneider, Leiterin der Einrichtung, so dass sich rund 30 modeinteressierte Besucherinnen einfanden. Unterdessen verzögert sich der Beginn, die vier neuen Models müssen zunächst für die Vorführung eingekleidet werden.

Sabine Jansen hat ein halbes Dutzend großer Kleiderständer mit Waren aus ihrem Modemobil bestückt, das Vollsortiment beinhaltet die ganze Bekleidungspalette von Unterwäsche über Schuhe, Hosen, Blusen und Polo-Shirts, Jacken und Pullover bis zur Winterjacke.

Aus dem zur Umkleidekabine umfunktionierten Technikraum dringen Gesprächsfetzen und Gelächter — die Atmosphäre scheint nicht weniger ausgelassen zu sein als bei Shows jüngerer Generationen. Dann endlich geht es los: Zum Teil noch ein wenig verlegen, aber mit jedem Durchgang selbstsicherer führen Erika Fischer, Elvira Peinelt, Margret Beeckmann und Heide Stein unter dem Beifall der übrigen Besucherinnen eine Auswahl Damenoberbekleidung vor.

„Das war ein Riesenspaß“, meint Elvira Peinelt hinterher lachend. Die 84-Jährige, die locker für zwanzig Jahre weniger durchgehen würde, nutzt wie die meisten Besucherinnen die Möglichkeit zum Einkauf. Einzig Bärbel Eigenbrodt, die ihre Tante begleitet hat, ist nicht recht überzeugt: „Ich bevorzuge etwas Modernes“, meint die 65-jährige Nevigeserin, die sich als bekennender Rockmusikfan outet: „‘ne ordentliche Jeans wäre mir lieber.“