So hilft Wülfrath armen Kindern
Trägerübergreifende Steuerungsgruppe übernimmt Verantwortung für ein gelingendes Aufwachsen junger Menschen.
Wülfrath. „Kinderarmut in Wülfrath, das geht uns alle an!“ Unter diesem Motto wurde am 11. März eine trägerübergreifende Steuerungsgruppe beschlossen. Ziel ist es, Kindern, die in Armut leben, eine Teilhabe zu ermöglichen und Ausgrenzung zu verhindern. Michaele Berster, Dezernentin für Jugend und Soziales: „Nach einer Erhebung von 2014 lebten in Wülfrath 545 Kinder unter der Armutsgrenze. Das ist sicher nicht besser geworden.“ Diesem Trend soll mit vereinten Kräften mit einer kommunalen Gesamtstrategie gegengesteuert werden. Gestern stellten die Mitglieder der Steuerungsgruppe den aktuellen Stand ihrer Arbeit dar.
Wolfgang Peetz, Vorsitzender des Roten Kreuzes und Kontaktmann für Wohlfahrtsverbände
Zunächst ging es den Helfern um eine Bestandsaufnahme. Was gibt es schon an Angeboten für arme Kinder und was muss noch getan werden, waren die entscheidenden Fragen. Zudem wurden Schreiben für die Bestandsaufnahme an Teilnehmer der Armutskonferenz verschickt.
„Das Thema ist genau richtig“, bekräftigte Wolfgang Peetz, Vorsitzender des Roten Kreuzes und Kontaktmann für die Wohlfahrtsverbände. Er ist bereits seit zwölf Jahren mit dem Thema Kinder in Not beschäftigt. „Wir können die Armut nicht abschaffen, aber hier geht es um Chancengleichheit“, so Wolfgang Peetz weiter. Seine Aufgabe sieht er darin, Geld zu sammeln und auf das Thema aufmerksam zu machen. Eine hohe Hürde für arme Familien ist laut Wolfgang Peetz zum Beispiel die Einschulung, bei der für Schulsachen leicht ein paar hundert Euro an Kosten anfallen. Auch Klassenfahrten seien für arme Familien kaum zu bezahlen.
Wolfgang Peetz berichtete zudem von Kindern, die noch nie ihren eigenen Geburtstag gefeiert haben, weil das Geld für die Party fehlt. Folge: Diese Kinder werden von anderen nicht eingeladen und stehen schnell als Außenseiter da.
Michaele Berster zeigte sich dankbar, dass auch beide stellvertretenden Bürgermeister, Andreas Seidler (CDU) und Wolfgang Preuß (SPD), ihre Unterstützung für dieses Projekt „sofort zugesagt haben“. Andreas Seidler räumte dringenden Handlungsbedarf ein: „Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer.“ Zwar werde man nicht alle Kinder mitnehmen können, aber gezielte Hilfen seien möglich. Andreas Seidler ist der Meinung, dass — wenn die Armut von Kindern bekannt ist — eine bessere Zusammenarbeit von Kindergärten und Schulen notwendig ist. „Die Armut eines Kindes kann dem Kindergarten bekannt sein, die Schule erfährt davon aber nichts“, beschrieb Andreas Seidler den Ist-Zustand. An diesem Punkt gibt es schnell Probleme mit dem Datenschutz, die der stellvertretende Bürgermeister gerne ausgeräumt wissen möchte.
Wolfgang Preuß, unter anderem Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, berichtete von seiner Tochter, die Erzieherin in einem Kindergarten ist: „Sie spricht immer wieder über Kinder mit mir, die mit zu enger Kleidung oder Schuhen in falschen Größen in den Kindergarten kommen.“ Hier müsse die Hilfe ansetzen.