Sportfreunde können Platz nicht bezahlen
Die Siepener hatten sich dafür eingesetzt, ihren Ascheplatz behalten zu können. Doch die Stadt vergibt nichts mehr umsonst.
Neviges. Trotz ihrer Bemühungen, den Ascheplatz an der Hohenbruchstraße noch zu retten, verlieren die Sportfreunde Siepen jetzt wohl doch ihre Heimatanlage. „Wir hätten 13 000 Euro Betriebskosten zahlen müssen. Das können wir nicht“, sagt Michel Schwäbe, erster Vorsitzender der Sportfreunde. Als der Verein seine erste Mannschaft nach der Saison 2013/14 aus der Fußball-Kreisliga abgemeldet hatte, fasste die Politik den Beschluss, Velberts letzten Ascheplatz zu schließen. Doch Schwäbe und sein Mitstreiter Paul Schock riefen die Mannschaft wieder ins Leben und signalisierten dem Bezirksausschuss Neviges im Januar: Wir sind wieder da, schließt unseren Platz nicht.
Die Stadt zeigte sich gesprächsbereit, allerdings soll auch für die Sportfreunde gelten, was seit diesem Jahr für alle Vereine im Stadtgebiet Usus sein soll: Mieten- und Betriebskosten von städtischen Immobilien werden nicht mehr erlassen.
Die einzige Option für die Siepener ist nun ein Umzug zur Anlage am Waldschlößchen, wo der Verein nur eine normale Nutzungsgebühr zahlen müsste. Michel Schwäbe ist damit nicht hundertprozentig zufrieden: „Wir sorgen uns darum, ob unsere Fans dann noch in bisheriger Anzahl zu den Heimspielen kommen.“ Bei manchen Partien feuerten die Kreisliga-Mannschaft 80 bis 100 Zuschauer an. Noch hat der Vorsitzende die Hoffnung nicht aufgegeben: „Vielleicht finden wir ja noch Sponsoren.“
Die Sportfreunde sind nicht die Einzigen, die ab sofort neue Geldquellen erschließen müssen, um ihre sportliche Heimat halten zu können. Der Vorstoß der Stadt, konsequent Nutzungsentgelte von den Vereinen im Stadtgebiet zu verlangen, wurde nach der lebhaften Sitzung des Stadt-Sportbundes auch in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses kontrovers diskutiert.
„Hier wird ein Schnellschuss gemacht“, sagte Harry Gohr von den Linken, die die Haushalts-Sparmaßnahmen nicht mitgetragen haben. Ausschussvorsitzender Michael Schmidt (CDU) hakte direkt ein: „42 Vereine des Stadt-Sportbundes gehen derzeit leer aus. Auf den Vorschlag wäre ich gespannt, was sie für die tun möchten.“ Gerechtigkeit — um diesen Begriff ging es nicht nur einmal. Niko Thissen, Abteilungsleiter Gebäudebewirtschaftung, machte anhand der Schützenvereine klar, wie ungleich die jetzige Praxis von Fall zu Fall ist: „Die einen zahlen gar nichts für eine städtische Immobilie, die anderen haben gar keine.“ Esther Kanschat, Fraktionsvorsitzende der Grünen, stellte fest: „Es geht doch darum, die 300 000 Euro hereinzuholen und nicht um eine Gleichberechtigung.“ Das würde nämlich bedeuten, nun auch etlichen Sportvereine zu entschädigen, die bislang überhaupt keine städtischen Immobilien genutzt haben. Shamail Arshad (SPD) signalisierte Verständnis in Richtung der Vereine: „Wir haben uns das Einsparungsziel gesetzt, aber nicht auf Teufel komm raus. Wir wollen damit keine Vereine kaputt machen.“
Nach abschließenden Gesprächen mit den Vereinen und Beratungen einer interfraktionellen Arbeitsgruppe wird es schließlich eine Beschlussvorlage geben, über die der Rat zu entscheiden hat. Allerdings hat die Politik wegen des bereits abgenickten Haushaltskonsolidierungsplan wenig Spielraum. Es geht nicht mehr um die Frage, ob die Vereine zahlen, sondern lediglich darum, in welcher Form.