Velbert Sport-Bund kritisiert Ausschussbildung

Velbert · Für Hans-Werner Mundt und seine Vorstandskollegen sollte es für Sport und Kultur eigenständige Gremien geben.

Hans-Werner Mundt ist der Jugendwart des Stadt-Sport-Bundes und CDU-Ratsherr. Esther Kanschat, Fraktionsvorsitzende der Grünen, erklärt die Entscheidung der Ratsmehrheit.

Foto: Hans-Werner Mundt/Stadt-Sport-Bund Velbert

Die durch die Mehrheit von Grünen, SPD, Unabhängigen Velberter Bürgern, FDP, Linke und Piraten-Partei geschaffene zusätzliche Stelle einer dritten stellvertretenden Bürgermeisterin (Barbara Wendt, SPD) sowie das Aufstocken der Ausschussgröße von 15 auf 17 stimmberechtigten Mitglieder hatte schon bei der ersten Ratssitzung am 3. November für Kritik aus den Reihen von CDU und Velbert anders gesorgt. Dem Stadt-Sport-Bund Velbert (SSB) ist aber jetzt auch der thematische Ausschusszuschnitt ein Dorn im Auge. „Wir sind schon mehr als verwundert darüber, dass das Bündnis der sechs Fraktionen gleich die Auflösung des Ausschusses für Sport, Freizeit und Tourismus beschlossen hat“, sagt Hans-Werner Mundt im Gespräch mit der WZ. Der Jugendwart im SSB-Vorstand und CDU-Ratsherr hat im Auftrag des Sportbunds, der den Interessen von 78 Vereinen mit rund 20 000 Mitgliedern, davon circa 7000 Kindern und Jugendlichen, eine Stimme verleiht, eine Stellungnahme verfasst.

Der Stadtrat hat die Zuständigkeit für den Sport dem neuen Ausschuss für Kultur und Sportförderung zugeordnet. „Der SSB-Vorstand hält diese Entscheidung für mehr als fragwürdig. Von 2004 bis 2009 war der Sportausschuss schon einmal mit einem wichtigen Ausschuss zusammengeführt worden mit mäßigem Erfolg. Bereits nach einer Wahlperiode wurde der Sport- und Schulausschuss wieder getrennt. Zwei so unterschiedliche Belange können nicht in einem Ausschuss behandelt werden. Der SSB sieht bei der jetzt getroffenen Entscheidung ein ähnliches Problem. Anscheinend haben die Parteien nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, argumentiert der Sportfunktionär und Kommunalpolitiker.

Der Sport und die Kultur würden eigenständige Ausschüsse benötigen. weil beide Bereiche für essenziell für das öffentliche Leben Velberts seien. Die Vereine würden mit ihrer Jugend- und Sozialarbeit einen aktiven Beitrag zum Wohle der Stadt lesiten. „Die Bedeutung dieser Arbeit wird durch den Ratsbeschluss vernachlässigt“, ist Mundt überzeugt.

Darüber hinaus halte der SSB-Vorstand es für „sehr merkwürdig“, dass mit ihm im Vorfeld der Entscheidung keine Rücksprache gehalten wurde. „Das ist ein absolut unwürdiges Verhalten gegenüber den Sportlerinnen und Sportlern unserer Stadt“, so Hans-Werner Mundt.

Er habe ohnehin während der Ratssitzung den Eindruck gewonnen, „dass es der ein oder anderen Partei primär darum ging, noch einen weiteren stellvertretenden Bürgermeister ins Amt zu hieven. Offenbar hat es sich das Sechs-Parteien-Bündnis zum Ziel gesetzt, nur noch taktisch zu agieren. Dabei entstehen durch mittlerweile drei stellvertretende Bürgermeister erhebliche Mehrausgaben für die Stadt. Das ist in diesen Zeiten, in denen im Prinzip alle den Gürtel enger schnallen müssen, ein falsches Signal“, so Mundt.

Die WZ hatte nach Anfrage bei der Verwaltung bereits darüber berichtet, dass der neue Posten der dritten stellvertretenden Bürgermeisterin mit gut 7000 Euro jährlich zu Buche schlägt. Hinzu kommt ein hoher fünftselliger Betrag pro Jahr für die Erweiterung der Fachausschüsse insgesamt und um jeweils zwei Mitglieder. Neu installiert wurden der Ausschuss für Klima und Umwelt, jener für Digitalisierung und der für Feuerwehrangelegenheiten und kommunale Ordnung. Demgegenüber steht die Zusammenlegung von Kultur und Sport. Bleiben unterm Strich zwei Ausschüsse mehr.

„Der Sport ist und bleibt für Velbert von großer Bedeutung. Mit den Vereinen gelingt in so vielen Fällen die Integration und sie aktivieren Menschen für das soziale Miteinander“, betont Esther Kanschat, neue erste Stellvertreterin von Bürgermeister Dirk Lukrafka und Fraktionsvorsitzende der Grünen, die jetzt die zweitgrößte Fraktion im Rat stellen. Der Kritik des Stadt-Sport-Bundes hält Kanschat entgegen: „Für den Sportausschuss wurden in der vergangenen Legisslaturperiode 18 Sitzungen anberaumt, davon wurden zwei abgesagt. Er tagte somit nur zwei bis dreimal pro Jahr und selten länger als zwei Stunden. Wegweisende Entscheidungen für die Sportlandschaft, zum Beispiel für das neue Sportzentrum, wurden im Ausschuss für den Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert gefasst. Da sollten die Sportvertreter hingehen. Genauso sieht es beim Kulturausschuss aus. Der beschließt nur die grobe Richtung, die konkreten Programminhalte werden in der städtischen Gesellschaft festgelegt“, verdeutlicht Esther Kanschat. Der neue Ausschussname verweise auf die wichtigste verbleibende Aufgabe für Sportpolitiker: die Verteilung der Gelder aus der NRW-Sportförderpauschale.