Stadthalle weicht Parkplätzen
Für einen Abriss der maroden Halle fehlt nur noch die Zustimmung der Denkmalpflege.
Neviges. Seit November des vergangenen Jahres ist die Stadthalle an der Wilhelmstraße verriegelt und verrammelt. Im November 2010 war der politische Beschluss gefällt worden, das Gebäude zu schließen. Im Herbst des vergangenen Jahres fand der große Kehraus statt — die Landjugend feierte Erntedank. Wann das Gebäude abgebrochen wird, steht noch nicht fest. Denn das Amt für Denkmalpflege im Rheinland muss einem Abriss des Gebäudes noch zustimmen.
In die Stadthalle, die zuletzt von der Stadt an das Tanzsportzentrum Velbert (TSZ) verpachtet worden war, musste Velbert jedes Jahr rund 75 000 Euro an Betriebs- und Unterhaltungskosten pumpen. Zudem entspricht sie überhaupt nicht mehr heutigen Anforderungen an ein modernes Veranstaltungsgebäude.
Über Jahrzehnte war in die Stadthalle nicht vernünftig investiert worden, so dass sich ein immenser Investitionsstau gebildet hatte. Die Mängelliste der Stadthalle war lang: Allein zur Senkung der hohen Energiekosten hätten die völlig veraltete Heizung ersetzt, Fassaden und Dach komplett mit Wärmedämmung ausgerüstet sowie die einfach verglasten Türen und Fenster ausgetauscht werden müssen. Auch Klimatechnik und Sanitäranlagen sind reif für eine Komplettsanierung.
Ein weiteres Manko sind die Feuchtigkeitsschäden, die über Jahre durch Wasser aus dem Hang hinter der Halle verursacht wurden. Um die Halle weiter betreiben zu können, hätte die Stadt einen Aufzug einbauen müssen, um einen barrierefreien Zugang zu schaffen. Die Kosten hatte die Verwaltung nach vorsichtigen Schätzungen auf rund zwei Millionen Euro angegeben. Geld, das die Stadt nicht hat. Deshalb stimmten selbst Nevigeser Politiker der Schließung der Halle zu, trotz massiver Proteste vor allem der kulturtreibenden Vereine.
Da die Stadthalle im Denkmalbereich von Neviges liegt, braucht der Eigentümer, die Technischen Betriebe Velbert (TBV), eine Genehmigung der Denkmalpfleger in Brauweiler. „Dafür müssen die Technischen Betriebe eine denkmalpflegerische Genehmigung beantragen. Das wurde von der Unteren Denkmalbehörde in unserem Hause vorbereitet“, sagt Velberts Pressesprecher Joachim Blißenbach.
Mit der Satzung, die 2008 vom Rat beschlossen worden war, wird der Ortskernen von Neviges als Zeugnis der Stadtgeschichte geschützt. Hausbesitzer, deren Immobilien im Geltungsbereich der Denkmalbereichssatzung liegen, müssen Veränderungen an ihren Gebäuden immer mit den Denkmalpflegern abstimmen.
Was anstelle der Stadthalle an der Wilhelmstraße einmal entstehen soll, kann bei der Stadt zurzeit niemand sagen. Konkrete Projekte sind noch nicht in Aussicht — nur eine Zwischennutzung. Nach Rücksprache mit Ralph Güter, dem Chef der Technischen Betriebe, soll nach dem Abriss das Grundstück erst einmal als Parkplatz dienen, sagt Pressesprecher Blißenbach: „Weitere Pläne gibt es noch nicht.“