Streetworkerbus ist in Neviges eine wichtige Anlaufstelle

Erich Dreke betreut am Busbahnhof jede Woche etwa 25 Jugendliche.

Neviges. Seit 16 Jahren ist der Streetworkerbus am Busbahnhof eine Institution. Jeden Freitagabend macht Streetworker Erich Dreke dort für ein paar Stunden Halt. Der gelernte Diplom-Pädagoge kümmert sich auch heute noch um bis zu 25 Kinder und Jugendliche allein an dem Nevigeser Standort. Der klapprige alte Bus aus den Anfangstagen ist Geschichte, er wurde vor vier Jahren durch ein neueres Exemplar ersetzt.

Vorbild war ein Projekt am Kölner Bahnhof, das Dreke in der „Landesarbeitsgemeinschaft Streetwork“ kennengelernt hatte. Weil das Konzept, das er danach ausarbeitete, Politik und Verwaltung überzeugte, konnte der Bus 1997 an den Start gehen.

Zu jener Zeit galt der Busbahnhof als Angstraum und sozialer Brennpunkt: „Nach der Schließung des Jugendzentrums Wilhelmstraße wurde er für viele Jugendliche zum Treffpunkt“, so der Streetworker. Nicht wenige konsumierten harte Drogen, und es habe fast zehn Jahre gebraucht, auch den Letzten in einem Anti-Drogen-Programm oder in einer Therapie unterzubringen. Neun von zehn Jugendlichen sei es so gelungen, ihren Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Mancher seiner alten Klienten schaue noch heute gelegentlich vorbei, habe inzwischen selbst Familie, die er dem Streetworker vorstelle.

So hat sich die Lage am Busbahnhof längst beruhigt, wie auch Polizeisprecher Ulrich Löhe bestätigt. Doch noch immer gibt es viele Jugendliche, die mit ihren Problemen zu Hause kein Gehör finden, und viel Zeit auf der Straße verbringen. Im Bus können sie quatschen, Musik hören oder spielen: „Das ist quasi eine überdachte Straßenecke, ein gewalt- und drogenfreier Schutzraum“, sagt Dreke.

Der 21-jährige Kevin ist seit acht Jahren regelmäßiger Besucher: „Mit Erich kann man manchmal leichter über Privates reden, als mit der Familie“, sagt der junge Nevigeser. Bei ihm fände man nicht nur ein offenes Ohr, sondern bekomme auch Vertrauen entgegengebracht: „Auf den Erich kann man sich voll verlassen.“ So organisierten die Jugendlichen eine Unterschriftenaktion mit fast 7000 Unterzeichnern, als der alte Bus im Mai 2009 mit einer langen Mängelliste des Tüv vor dem Aus stand. Rückendeckung fand das Projekt auch bei Bürgermeister Stefan Freitag, Dezernent Sven Lindemann und TBV-Chef Ralph Güther, so dass ein neuer Bus gekauft und im August 2009 in Betrieb genommen wurde.

„Natürlich ist der Bus ein Kostenfaktor“, sagt Dreke. Jedoch sei Streetwork die effizienteste Form der Sozialarbeit — und Prävention allemal günstiger als zum Beispiel die Unterbringung von Jugendlichen in Heimen.