Neviges Syrische Familie fasst in Neviges Fuß

Neviges. · Dem Lerntreff der katholischen Kirchengemeinde ist eine erfolgreiche Integration gelungen.

Nach Jahren der Trennung haben Jamil Alhalbouni und seine Frau Ghazal sowie ihre Töchter Laian (l.) und Afa in Neviges das Familienglück gefunden und sie sehen ihre weitere Zukunft in Deutschland.

Foto: Ulrich Bangert

„Ich bin froh, dass ich in der Schule bin, die gefällt mir. Dabei habe ich viel Spaß, unsere Lehrer finde ich nett und ich habe die ganze Klasse als Freunde.“ Die achtjährige Afa fühlt sich in der Regenbogenschule an der Wielandtstraße wohl, sie ist in Neviges angekommen, ebenso wie ihre um ein Jahr jüngere Schwester. Eine kleine glückliche Familie. Das war nicht immer so: Fast drei Jahre war Ghazal Alhalbouni mit ihren beiden Töchtern von ihrem Mann getrennt, sie konnten nur über das Smartphone in Verbindung sein. Jamil Alhalbouni floh im Jahr 2015 vor Krieg und dem Assad-Regime aus Syrien.
Über viele Umwege landete er im ehemaligen Nevigeser Elisabeth-Krankenhaus, das damals als Flüchtlingsunterkunft diente. Mitglieder der Pfarrgemeinde Maria, Königin des Friedens, organisierten  in der Glocke für die neuen Nachbarn ein Willkommensfest, aus dem heraus Wilhelm Funken den Lerntreff entwickelte, der den Neuankömmlingen den Weg zur deutschen Sprache ermöglicht. Einer der „Schüler“ war Jamil Alhalbouni, der verzweifelt versuchte, seine Frau Ghazal mit den Töchtern nach Deutschland zu holen. Die Drei saßen aufgrund der Wirren in der Region und wegen bürokratischer Hemmnisse im Nordirak fest. Nicht zuletzt durch Unterstützung aus dem Lerntreff  konnte sich die Familie Anfang 2018 wieder in die Arme fallen.

Während ihre Mutter demnächst an der Volkshochschule einen weiteren Sprachkurs macht, ist für Afa und ihre ein Jahr jüngere Schwester Laian, die ebenfalls die Regenbogenschule besucht, die deutsche Sprache überhaupt kein Problem mehr, es sprudelt förmlich aus ihr heraus. Heimweh nach Syrien hat Afa nicht: „Da sind die Häuser alt und kaputt“, fasst sie ihre Erinnerungen an das Bürgerkriegsland zusammen.

Jamil Alhalbouni, der als Autosattler und Klimatechniker arbeitete, hat in Wülfrath eine Ausbildung zum Brandschutztechniker absolviert. Nun arbeitet der 36-Jährige für eine Firma in Herne, hat einen Firmenwagen zur Verfügung und montiert derzeit in der Kölner Messe eine neue Sprinkleranlage. „Der Beruf macht mir Spaß, die Leute sind alle sehr nett.“

Die 27-jährige Ghazal Alhalbouni, die früher Kosmetikerin war, macht ebenfalls durchweg gute Erfahrungen, wenn sie ihre Besorgungen erledigt. Der Familie ist anzumerken, dass sie für die vielfache Unterstützung und die freundliche Aufnahme in ihrer neuen Heimat dankbar ist. „Vor allem danke ich der Familie Fochtmann, Friedhelm Funken, Barbara Knapp und Thea Lukanek“, nennt der syrische Familienvater einige Nevigeser, denen er besonders verbunden ist.

Die Helfer betrachten mit Genugtuung die Entwicklung der Alhalbounis: „Das ist schon sehr erfreulich, die Kinder haben sich gut eingelebt“, staunt Mechthild Fochtmann über die gelungene Integration. „Jamil ist inzwischen ganz selbständig, er macht sogar seine Steuererklärung völlig alleine.“  Die Helfer vom Lerntreff bereuen  ihren Einsatz mit den  einstigen Fremden nicht. „Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, die Menschen waren damals auf uns angewiesen.“

Inzwischen haben sich freundschaftliche Beziehungen zwischen den Familien entwickelt. „Im Sommer waren die alle bei uns, die Mädchen haben im Garten gespielt, das war sehr schön. Solche Besuche sind ja derzeit nicht möglich, wir hoffen, dass es sich bald ändert und dass man sich wieder mal treffen kann“, wünscht sich  Mechthild Fochtmann, die in den vergangenen Jahren Jamil mit Anhang auch zu Weihnachten eingeladen hatte.