„Tagespflege hat etwas von Familie“
Seit wenigen Wochen ist Andrea Berster-Lingk für die Betreuung von Tagesmüttern und Kindertageseinrichtungen zuständig.
Wülfrath. Kosten für Kita und Tagesmutter sind ähnlich. Dennoch finden Tagespflegepersonen und Eltern in Wülfrath nur schwer zueinander. Um Tagespflege bekannter zu machen, will Andrea Berster-Lingk „alles tun. Denn die Aufgabe ist wunderbar und alles andere als ein harter Broterwerb“, sagt die 52-Jährige. Seit September ist sie für den Bereich verantwortlich, den zuvor Gudula Kohn betreut hat. Die Kolleginnen kennen einander gut. „Ich habe mich gefreut zu hören, dass Andrea mich beerbt“, freut sich Kollegin Kohn über ihre Amtsnachfolgerin. „Es bleibt fast in der Familie“, beschreibt die Neue den fließenden Übergang der Aufgaben.
Andrea Berster-Lingk über die Tätigkeit der Tagesmutter
Zehn Tagesmütter, alles Frauen, gibt es aktuell. Die letzten beiden Neuzugänge Katrin Schulz und Patrizia Große-Menne wurde vor 14 Tagen die offizielle Pflegeerlaubnis erteilt, nachdem sie sämtliche offiziellen Auflagen sowie die vorgeschriebenen Qualifizierungsstunden absolviert hatten. „Das waren meine ersten beiden Tagesmütter“, berichtet Andrea Berster-Lingk stolz. Als „kleinen, familiären Kreis“ beschreibt sie das knappe Duzend — das dringend weitere Mitstreiter braucht. Denn eine Tagesmutter ist eine ständige Vertretung, die immer rundherum bei den übrigen neun unterwegs ist und im Krankheitsfall einspringt.
Eine weitere dieser Mamas auf Zeit ist für die sogenannte Randzeitbetreuung an der Ellenbeek von morgens um 6 bis 7.30 Uhr zuständig. Jede der verbleibenden darf maximal fünf Kinder gleichzeitig bei sich haben und als Höchstgrenze acht Verträge abschließen. Gleichzeitig gibt es einen Engpass, mindestens 50 Kita-Plätze fehlen. Deshalb wird die Stadt angesichts des Rechtsanspruchs der Eltern auf einen Betreuungsplatz ab drei Jahre eine neue Tageseinrichtung bauen müssen. Dieser Neubau soll zwingend in der Innenstadt gebaut werden, heißt es in der entsprechenden Vorlage der Verwaltung. Kosten von mindestens drei Millionen Euro gelten als sicher.
Dass alle immer erst mal einem Kita-Platz wollen, ärgert die Bereichsleiterin fast ein bisschen. „Inzwischen haben Tagesmütter die gleichen Aufgaben und Pflichten wie Erzieherinnen“, so ist es schließlich auch im Gesetz (Kibiz) verankert. „Über eine Betreuung durch Tagespflegepersonen sind Eltern offensichtlich nicht richtig aufgeklärt“, dabei habe die Tagespflege viele Vorteile. Die Kinder werden in Kleingruppen und einer Bezugsperson betreut, das hat was von einer Familie.
Und das bekannter zu machen, hat sie sich auf die Fahne geschrieben. Selbst kennt die Frau, die seit fast 25 Jahren in verschiedenen Bereichen bei der Stadt Wülfrath im Einsatz ist („ich liebe meinen Beruf!“) alle Belange aus dem Effeff. „Bildungsarbeit zu leisten, familienergänzend zu betreuen und zu Hause arbeiten zu können, ist toll.“ Aktiv geht sie auf junge Familien zu, sucht Kontakt in Elterncafés, um in eigener Sache zu werben. „Wir haben eine Konzeption für die Tagespflege erstellt. Das Besondere an unserer Stadt ist, dass jede Tagesmutter darauf basierend ihr ganz individuelles Angebot entwickeln kann.“