Technik bringt Kunst zum Klingen
Ein Audioguide liefert ab sofort Besuchern Informationen zum Künstler und seinem Werk. Alle 406 Grundsteinkisten werden erklärt.
Langenberg. Die Besichtigung der Grundsteinkisten im Wandelgang des Historischen Bürgerhauses macht jetzt noch mehr Spaß: Ein Audioguide erklärt alle 406 Kisten, die vor rund 25 Jahren von namhaften Künstlern gestaltet wurden. Die Bedienung der zehn Tabletts ist ganz einfach: „Jede Kiste hat eine Nummer, die tippt man ein, und schön läuft auf dem Kopfhörer die Erläuterung zu dem Künstler und seinem Werk“, erklärt Ralph Güther vom Alldie-Kunsthaus Langenberg.
Einer der ersten, die das neue Angebot testeten, war Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Freitag, dessen Unternehmen die Hardware spendete. „Sie hatten ja bereits in ihrer Zeit als Bürgermeister das Kunsthaus unterstützt“, erinnerte Güther. Für die entsprechende Software sorgte Achim Peter von der Langenberger Firma Wecom. Güther dankte außerdem der WDR-Journalistin Iris Zachert, die wochenlang daran gesessen hatte, um die Texte einzusprechen.
Zur Premiere der Audioguides gab es „Grundsteinkisten-Kuchen“: Eva Bongartz und Ilsemarie Buschmann hatten Zitronen-, Mandel und Schoko-Kirschkuchen gebacken und in die Form der bekannten Kisten gebracht. Demnächst werden die Kisten auch an die Grundschulen gehen. „Statt der Kalksandsteine haben wir Holzklötze, das wäre sonst für Kinder der dritten und vierten Schuljahre zu schwer“, beschreibt Brigitt Haak die kindgerechte Materialwahl.
Ralph Güther, Alldie-Kunsthaus
Die „Grukis“, wie sich das Team aus dem Kunsthaus nennt, das sich besonders um die Kisten kümmert, hat sich ein weiteres Projekt vorgenommen, von dem man sich weltweite Beachtung erhofft. „Wir haben den Plan, Klangbilder einer Ausstellung erschaffen zu lassen“, kündigt Ralph Güther an. Komponisten sollen sich eine der 406 Kisten aussuchen und dazu entsprechendes Musikstück entwerfen. „Wir stehen nicht nur mit regionalen Tonkünstlern in Kontakt, sondern auch mit der Musikhochschule Köln. Das ist sagenhaft, über welches Netzwerk man dort verfügt“, staunt Güther. Aus diesem Grunde sind die alle Fotos der Grundsteinkisten im Internet abrufbar, damit sie von Komponisten in aller Welt angeschaut werden können, in der Hoffnung, dass sie sich davon zur Schaffung eines Musikstücks hinreißen lassen.
Norbert Bauer, der im vergangenen Jahr verstorbene Gründer des Kunsthauses Langenberg, hat mit den Grundsteinkisten einen Querschnitt des zeitgenössischen Kunstschaffens nach Langenberg geholt. Der ursprüngliche Plan war, die Kisten zu verkaufen, um Kapital für den Verein zu generieren. Doch schnell wurde klar, dass diese einmalige Sammlung nicht auseinandergerissen werden durfte.
Die sechseinhalb Tonnen Kunst haben nach verschiedenen Ausstellungen und Zwischenlagern nun ihren Standort im Wandelgang des Bürgerhauses gefunden. Besonders gekennzeichnete Kisten dürfen von den Besuchern dort sogar in die Hand genommen werden.