Theodor-Heuss-Realschule nimmt behinderte Kinder auf
Voraussichtlich fünf Kinder mit Handicap werden ab Sommer an der Bergstraße in einer integrativen Lerngruppe zusammen mit nicht-behinderten unterrichtet.
Wülfrath. „Diese Schule wird sich in den nächsten Jahren verändern.“ Frieder Winterberg sagt das nicht als Einschätzung, sondern als Fakt. Der Leiter der Theodor-Heuss-Realschule meint damit nicht die mögliche Zukunft als Sekundarschule, sondern die Herausforderung, die ab diesem Sommer ansteht: der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern.
Integrativen Unterricht gibt es bereits an Wülfrather Grundschulen. Vor allem Eltern der Grundschule Ellenbeek hatten immer wieder darauf gedrängt, dass ihre Kinder mit Handicap in Wülfrath auch auf eine weiterführende Schule gehen können. Im Dezember hatte der Rat schließlich den Beschluss gefasst, eine integrative Lerngruppe an der Realschule einzurichten. Dem hat die Schulkonferenz zugestimmt — „unter der Voraussetzung, dass der Schulträger die notwendigen sächlichen und räumlichen Bedingungen schafft“, wie Winterberg und seine Stellvertreterin Sabine Boller in einem Pressegespräch betonen.
Vermutlich vier Kinder aus der Ellenbeek und ein Kind aus der Parkschule werden im Sommer auf die Realschule wechseln. „Eine Lehrerin aus der Ellenbeek hat das Kollegium informiert und beraten. Und so ist allen klar: Hier geht es nicht um gute Noten und den Schulabschluss. Hier geht es um gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Winterberg. Das hätten auch die Eltern bestätigt. Zu den Familien habe man auch Kontakt aufgenommen, erste Gespräche geführt. Ihnen sei es wichtig, dass sich ihre Kinder wohlfühlen. Winterberg: „Wir gehen positiv an die Sache dran.“
Ein sechsköpfiges Lehrerteam mit Sabine Boller an der Spitze wird sich weiter qualifizieren und mit dem Experten Andreas Weikämper ein Konzept entwickeln. Ende dieses Monats muss das beim Land eingereicht sein.
Der Kreis stellt der Schule Förderlehrer zur Verfügung. Winterberg ist zuversichtlich, dass jeden Tag eine zusätzliche Lehrkraft in der Klasse dabei ist. „Wir erwarten auch, dass wie in Wuppertal zum Beispiel eine Integrationskraft von der Stadt gestellt wird.“ So sei die Klasse gut aufgestellt. Winterberg weiß, dass der Unterricht von seinen Kollegen einen hohen Einsatz und eine Umstellung verlangt. „Es kann sein, dass Arbeitsblätter unterschiedlich angefertigt werden müssen.“ Die Realschullehrer und der Förderlehrer, den der Kreis zur Verfügung stellt, müssen sich abstimmen.
In Vohwinkel haben sich Boller und Co. in einer Realschule informiert. Die dort seit einigen Jahren gemachten Erfahrungen stimmen Sabine Boller optimistisch. Im Vergleich würden die integrativen Lernklassen besser als die Parallelgruppen abschneiden. Das Interesse der Eltern, ihre nicht-behinderten Kinder in diesen Klassen anzumelden, sei größer als die Kapazität.
Im Erdgeschoss der Realschule wird die integrative Lerngruppe im Sommer angesiedelt werden — „idealerweise mit zwei Räumen, die mit einer Tür direkt verbunden sind“, betont Boller. Diese Investition müsse die Stadt als Schulträger übernehmen. Winterberg: „Das fordern wir ein.“