Velbert: Chemie-Unfall - Wie schnell kann reagiert werden?

Feuerwehr und Polizei nehmen Stellung zu Vorwürfen zum Chemie-Unfall.

Tönisheide. Der Chemieunfall vor fünf Wochen im Wülfrather Industriegebiet Kocherscheidt hat bei Bewohnern der angrenzenden Velberter Ortsteile zahlreiche Fragen aufgeworfen, insbesondere zur Warnung der Tönisheider Bevölkerung am Unfalltag. Vertreter von Stadt, Feuerwehr, Polizei und ASK Chemicals versuchten jetzt beim Bürgerverein Tönisheide, Antworten zu geben.

Als eine halbe Stunde nach dem Unfall am 25. August feststand, dass öffentliches Gelände betroffen war, habe man um 11.17 Uhr Bezirksregierung, Kreisleitstelle und Landesumweltamt informiert, so ASK-Werksleiter Michael Mack. Acht Minuten später erhielten Polizei und Feuerwehr alle erforderlichen Unterlagen über den entwichenen Stoff; in deren Hand lagen dann alle weiteren Maßnahmen. Die Velberter Feuerwehr sei um 11.36 Uhr zum Warnen der Bevölkerung aufgefordert worden und um 12.08Uhr ausgerückt, berichtete Wolfgang Kreggenwinkel.

Weil in den neunziger Jahren bundesweit die Sirenen für den Katastrophenschutz demontiert wurden, erfolge die Warnung der Bevölkerung nun langwierig und straßenweise durch Einsatzwagen, so der Wehrführer zu den Vorwürfen, es sei erst sehr spät gewarnt worden. Die Wehr hält dafür mobile Warnanlagen vor, die binnen weniger Minuten in drei Fahrzeuge montiert worden waren.

Die Polizei müsste entsprechend ausgestattete Wagen sogar erst in Wuppertal, Köln oder Bochum anfordern, erläuterte Polizeidirektor Dieter Dersch. Art und Umfang der Warnung wurden dabei von der Einsatzleitung in Wülfrath festgelegt, die auch den Rundfunk in Kenntnis setzte. Kinder, die sich noch in den Schulen befanden, wurden mit Mannschaftstransportern der Feuerwehr sicher nach Hause gebracht. Als Konsequenz werden künftig bei Schadenslagen gleich welcher Art alle öffentlichen Einrichtungen - auch außerhalb Velberts - sofort telefonisch informiert.

Zahlreiche Fragen blieben indessen offen, etwa, wie die niedergelassenen Ärzte in ähnlichen Fällen zeitnah informiert werden. Auch in welcher Konzentration der ausgetretene Stoff in Tönisheide in der Anfangsphase vorlag, ist unklar, da die von ASK und dem Landesumwelt initiierten Messungen erst über zwei Stunden nach dem Vorfall begannen und dann - ebenso wie spätere Bodenproben - negativ ausfielen.

Heiß diskutiert wurde die Gefährlichkeit der Substanz, die laut Datenblatt nur als gesundheitsschädlich, nicht als giftig eingestuft wurde. Wie es zu dem Störfall kam, wird derzeit mittels eines Gutachtens geklärt, das in der nächsten Woche vorliegen soll.