Velbert: Der Glücksbringer auf Velberts Hausdächern

Schornsteinfeger Burkhard Laakmann ist in Velbert verwurzelt. In 2009 muss er seinen Kehrbezirk abgeben.

Velbert. "Darf ich mal anfassen?" Diesen Satz hört Burkhard Laakmann ein- bis zweimal täglich. Ein junger Mann, vollgepackt mit Einkaufstüten, flitzt an dem 64-Jährigen vorbei, macht nach einigen Metern doch kehrt, und stürmt auf Laakmann zu. Flink ist einer der goldenen Knöpfe angefasst. "Ich kann fürs neue Jahr Glück gebrauchen", erklärt er sich. Burkhard Laakmann hat dafür nur ein mildes Lächeln übrig. Schließlich ist er als Schornsteinfeger bestens damit vertraut, wie es ist, als Glücksbringer zu gelten.

Laakmann hat sich in seine "Ausgehuniform" geworfen. Mit dem Zylinder auf dem Kopf und dem großen Kaminbesen auf dem Rücken geht es in sein "Revier", den Velberter Norden, zu Familie Haag - eine seiner letzten Aufträge im alten Jahr. Besonders zum Jahreswechsel, weiß Laakmann, sei das Interesse am Schornsteinfeger als Glücksbringer groß. Dann greife man auch mal eher zur vollständigen Montur, um den Leuten auf der Straße eine Freude zu machen. Denn Laakmann ist Schornsteinfeger aus Leidenschaft.

1958 begann Burkhard Laakmann seine Lehre als Schornsteinfeger in Langenberg. Schwindelfrei, erinnert er sich, war er damals noch lange nicht. "Da musste ich erst Schritt für Schritt herangeführt werden", sagt er. Nach zwei Jahren wechselt er als Meister-Geselle nach Düsseldorf, arbeitete dann in Heiligenhaus. 1982 machte er sich als Schornsteinfegermeister selbstständig. Und 1993 kehrte er zurück nach Velbert, um wieder näher an seinem Wohnort zu arbeiten.

In Velbert fühlt sich Laakmann wohl. Für Anwohner in seinem Kehrbezirk ist er schon lange mehr als nur der Glücksbringer vom Dienst. "Besonders ältere Kunden freuen sich regelrecht auf den Besuch des Schornsteinfegers und erwarten mich mit frischen Kaffee. Dann spricht man über Gott und die Welt. Das gehört auch dazu", erzählt Laakmann. So auch bei Familie Haag. Ehrfürchtig starrt Noah den großen Mann mit dem schwarzen Zylinder an. Der Schornsteinfeger kam sonst immer, wenn der Vierjährige im Kindergarten war, heute sieht er ihn das erste Mal aus nächster Nähe. Noch etwas schüchtern versteckt sich der kleine Junge hinter den Hosenbeinen seines Opas. "Ich habe Dir auch noch etwas mitgebracht. Hier das ist für Dich", flüstert Laakmann dem Kleinen zu, während er ihm eine kleine Schornsteinfeger-Figur aus Plastik in die Hand drückt. "Ein Glücksbringer", erklärt er.

Als solcher hat der 64-Jährige schon selbst mehrfach Erfahrung gemacht. Mit Erfolg. "Ein frisch vermähltes Paar hat sich einmal bei mir am Knopf Glück abgeholt, um ihren Kinderwunsch zu verwirklichen", erinnert sich Laakmann an sein schönstes Erlebnis als Glücksbote. "Ein Jahr später rief das Paar mich an, um zu sagen, dass es geklappt hatte." Obwohl Laakmann das Ganze als Aberglaube betrachtet, freut er sich darüber, mit seinem Erscheinen immer wieder ein Lächeln in den Gesichtern hervorzurufen.

Das neue Jahr hält für den Schornsteinfeger eine große Veränderung bereit. Im Juli geht der dann 65-Jährige in den Ruhestand, gibt seinen Bezirk an einen Kollegen ab, der von der Innung bestimmt wird. "Meine Frau und ich haben noch viel vor. Wir haben einen großen Garten mit Hühnern und bauen Obst- und Gemüse an", sagt Laakmann. "Außerdem möchten wir die Zeit zum Reisen nutzen, meinen Bruder und meine Tochter in Kanada besuchen."

Mit seinem 36-jährigen Stiefsohn hat Laakmann aber bereits jemanden gefunden, der den Beruf des Schornsteinfegers in der Familie weiterführt. Er ist bereits Meister und in der Velberter Innenstadt im Einsatz. Und was wünscht sich ein Glücksbringer selbst für das neue Jahr? "Gesundheit." Das sei das Allerwichtigste.