Velbert: „Hertieaner“ machen das Kaufhaus wieder auf
Auf 1000 Quadratmetern bietet „x friends“ Haushaltswaren, Heimtextilien, Kleidung und mehr an.
Velbert. Die globale Finanzkrise bringt nicht nur die Märkte ins Taumeln. Auch manche Lebensphilosophie verliert ihre Gültigkeit. "Wir Hertieaner", wenn Cornelia Rasokat diese Worte spricht, erntet sie Verwunderung. Immerhin: Vor gut einem Jahr machte die Warenhauskette Hertie dicht. In Velbert wie auch bundesweit in anderen Städten verwaisten daraufhin riesige Gebäude in den Innenstädten. Mit dem Verlust an Warenvielfalt büßte der Einzelhandel auch einen wichtigen Frequenzbringer.
Wenigstens in der unteren Etage des Warenhauses an der Friedrichstraße wird nun aber wieder sortiert, beraten und verkauft. Der Grund: Sechs ehemalige Hertie-(vorher Karstadt) Mitarbeiter aus dem Ruhrgebiet haben unter dem Dach der casa sens AG mit Sitz in Essen die Firma "x friends" gegründet. Weil die Solidarität unter den "Hertieanern" immer noch so groß ist, beschäftigen die Chefs hauptsächlich damalige Kollegen. So auch Cornelia Rosokat (55), die zuvor in einer Essener Filiale tätig war, und Artur Herrmann (59), "früher Hertie Herne, heute ,x friends’ Velbert", wie er sich selbst vorstellt.
Aus einem Karton packt Cornelia Rasokat flauschige Handtücher aus. Währenddessen weist Artur Herrmann Kollegin Sabine Briele (20) an der Kasse ein. "Realistisch gesehen war dieser Job meine letzte Chance. Wer hätte mich denn sonst mit 59 Jahren noch eingestellt", sagt Herrmann im Gespräch mit der WZ. Umso glücklicher war er, als ihn die Ex-Kollegen anriefen und ihm einen Arbeitsplatz anboten. "Bloß ’raus aus der Arbeitslosigkeit", war die Devise des 59-Jährigen.
Auf 1000 der insgesamt 7500 Quadratmeter großen Verkaufsfläche findet sich jetzt ein "kleines, feines, aber preiswertes Sortiment", wirbt Rasokat für das Angebot. Neben Haushaltswaren, Heimtextilien, Kleinlederwaren und Kleidung findet der Kunde Bücher und Tonträger in der Auslage. Und auch die Osterdekoration steht schon im Regal. Klingelt die Kasse oft, sei es denkbar, dass "x-friends" noch mehr Verkaufsfläche anmieten werde.
"Wie lange bleiben sie?", fragt eine Kundin, als sie mit grauer Lederhandtasche an der Kasse wartet. "Wenn das die Kunden wollen, für immer", sagt Rasokat.