Velbert: Neues Konzept gegen die Not
Die Stadt plant Sanierungen und Verkäufe von Übergangsheimen. Der Rat entscheidet am 30.November.
Velbert. An den Hauswänden klaffen Löcher, die schützenden Schieferplatten sind abgebrochen. Eingeworfene Scheiben wechseln sich ab mit Fenstern, deren Gardinen teilweise aus Zeitungen bestehen. Im Treppenhaus zieht es. Hinter den Türen schreien Kinder, und es bleibt zu hoffen, dass es wenigstens in den Wohnungen warm ist.
So stellt sich die Situation in den Übergangsheimen für Asylsuchende an der Talstraße dar. Damit sie sich ändert, sollen laut einer Ratsbeschlussvorlage sechs der dortigen Gebäude saniert werden. Um die Kosten von rund zwei Millionen Euro abzufedern, sollen acht andere Übergangsheime und die entsprechenden Grundstücke in ganz Velbert verkauft werden. Geplante Einnahmen: 1,5 Millionen Euro.
Das sind teils Häuser, die in einem so schlechten Zustand sind, dass sie nicht mehr zu retten wären. An der Talstraße ist eine Sanierung immerhin noch möglich, an der Grafenburg beispielsweise nicht. Dort stehen Häuser aus den 1960er-Jahren, die als Notunterkünfte gebaut wurden. Es wird nur mit Kohleöfen geheizt. Dazu kommt die konzeptionelle Neugestaltung Birth/Losenburg. Im Rahmen dieser Stadtteilumgestaltung sollen die Grundstücke Zur Grafenburg ebenso auf neue Weise nutzbar gemacht werden wie die an der Elisabethstraße. Dort sind bereits Bewohner ausgezogen.
So viele Plätze sind in Velbert längst nicht mehr nötig. Von 747 sind nur 190 belegt. Die Belegungszahlen für Flüchtlinge, Spätaussiedler und Wohnungslose, die untergebracht werden, sind in den vergangenen drei Jahren rückläufig. "Wir haben viele Gebäude, die nicht annähernd voll sind", sagt Astrid Weber, Fachabteilungsleiterin für Bürgerdienste.
Deshalb sollen die Menschen, die in den zu verkaufenden Häusern wohnen, an die Talstraße umziehen. Passend dazu ist geplant, dass die Verwaltung mit dem Eigner der Immobilien, der Wohnungsbaugesellschaft, ein umfassendes Konzept zur zentralen Betreuung aufbaut. "Die Asylsuchenden beispielsweise werden uns zugeteilt; die Gruppen sind deshalb komplett zusammengewürfelt. Die Menschen wissen oft nicht, wohin. Hilfe ist da sehr wichtig", sagt Weber.
Zusätzlich dazu sollen ständig zwei Notwohnungen für Katas-trophenopfer und eine so genannte Unterbringungsreserve für höchstens 20 Personen eingerichtet werden. "Das ist sinnvoll. In anderen Städten werden in Notfällen Hotels angemietet. Wir können also froh sein, dass wir so viele Plätze haben", sagt Astrid Weber.
Der Beschlussvorlage zur Konzeptionierung wurde bereits durch den Integrationsrat, der beratende Funktion hat, zugestimmt. In den nächsten Wochen wird sie durch diverse Ausschüsse gehen, bis am 30. November der Rat entscheidet.