Neviges Ständige Wanderausstellung wäre schön

Neviges · Fraktalkünstlerin Annette Fink hofft, dass Kreative ohne großen finanziellen Aufwand Leerstände beleben können.

Annette Fink hat sich der Fraktalkunst, einem speziellen Bereich der digitalen Kunst verschrieben.

Foto: Annette Fink/Fink

Bildenden Künstlern aus und um Velbert fehlt es im Corona-Lockdown weiter an Ausstellungsmöglichkeiten. Ihnen bietet die WZ mit der Serie „Kreatives Velbert“ ein Forum. Heute nutzt diese Chance Annette Fink vom Künstlerbund Velbert, die am Computer digitale Bildwelten schafft.

Wann und wie wurde bei Ihnen das Interesse geweckt, künstlerisch aktiv zu werden?

Annette Fink: Von Kindheit an hat meine Mutter Marianne mit uns gebastelt und gemalt. Sie selbst ist Malerin und sehr kunstinteressiert. So wurden wir früh in alle möglichen Ausstellungen „mitgeschleppt“. So empfand ich es jedenfalls als Jugendliche. Ich hatte das Gefühl, nicht das zeichnerische Talent meiner Mutter und meines Bruders zu besitzen und habe lieber fotografiert. Das kommt mir heute zugute, da ich meine Fotos in meine fraktalen Arbeiten einbinde.

Wer sind Ihre künstlerischen Vorbilder/Lehrer? Wie verlief Ihr künstlerischer Werdegang?

Fink: Fraktalkunst ist in Deutschland eher eine Nische. Die Arbeiten anderer Fraktalkünstler unterscheiden sich meist von meinen Bildern, da sie ausschließlich mathematische Formeln zur Gestaltung verwenden. So entstehen grafische Motive, die bisweilen recht mystisch anmuten. Meine Arbeiten sind meistens abstrakt. Indem ich neben den mathematischen Formeln auch meine Fotos als Layer nutze, entsteht ein eigener Bildcharakter. Ein Ausbildungsangebot für diese Technik existiert nicht, daher bin ich Autodidaktin. Um mir Basiswissen zur Bildgestaltung anzueignen, habe ich an Kursen in Köln und an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen teilgenommen.

Wovon lassen Sie sich gerne inspirieren?

Fink: Die Natur inspiriert mich am meisten. In ihr gibt es so viele Strukturen, Formen und Farben zu entdecken, die mich immer wieder darauf neugierig machen, wie ich diese mittels Fraktalen neu in Szene setzen kann.

Wann haben Sie das erste Mal ausgestellt und wo würden Sie in Velbert gerne mal ausstellen?

Fink: Kaum ein Jahr nachdem ich mit der Fraktalkunst angefangen habe, hat mir Norbert Molitor (Brachland) dankenswerterweise im Herbst 2013 die Chance gegeben, meine Bilder erstmalig einer kleinen Öffentlichkeit vorzustellen. Bald danach bin ich Mitglied im Künstlerbund Velbert geworden und habe hierüber an weiteren interessanten Gemeinschaftsausstellungen teilnehmen können. Ausstellungsmöglichkeiten in Velbert sind rar, zumal seitdem weder im Forum noch in der Vorburg Schloss Hardenberg Möglichkeiten dazu gegeben sind. Eine Ausstellung des Künstlerbundes im Historischen Bürgerhaus ist meines Wissens an den Kosten gescheitert. Die in 2019 aufgenommene Arbeit der Velberter Kulturloewen hat mich hoffnungsvoll gestimmt. Erste gemeinsame Aktivitäten vom Künstlerbund und Kulturloewen konnten umgesetzt werden. Dann kam Corona...

Inwieweit beeinflusst die Pandemie Ihre Arbeit?

Fink: Bekannterweise können derzeit ja keine Ausstellungen, zum Beispiel in Galerien stattfinden. Daher habe ich damit begonnen, auf Online-Ausstellungsplattformen und sozialen Kanälen meine Arbeiten zu präsentieren. Es geht mir vor allem um das Feedback auf diese Art der digitalen Kunst. Meine bisherige Erfahrung ist, dass es den persönlichen Austausch nicht ersetzen kann. Ein erhaltener Like ist zwar schön, hilft mir aber nicht weiter, um zu erfahren, was und warum das Bild gefällt.

Woran arbeiten Sie gerade?

Fink: Ich versuche, meine Fotomotive fraktal so zu bearbeiten, dass das Ursprungsmotiv wie auch das Fraktaltypische erkennbar bleiben. Hierfür ist es erforderlich, die Foto- und Formelauswahl nach anderen Kriterien zu treffen, als ich es vorher getan habe. Ob mir das gelingt, wird sich noch herausstellen. Außerdem habe ich zur Präsentation meiner Arbeiten die Leuchtkästen entdeckt. Durch die Hintergrundbeleuchtung erhalten die Bilder eine stärkere Strahlkraft und fast etwas 3-Dimensionales.

Was halten Sie persönlich von der Idee, in Neviges ein leerstehendes Ladenlokal von Künstlern mit Leben füllen zu lassen?

Fink: Die Idee finde ich klasse, auch wenn sie nicht ganz neu ist. Künstler des Künstlerbundes Velbert hatten in der Vergangenheit ja bereits im Hertie-Haus in Velbert-Mitte und im Leerstand des früheren Gassmann-Geschäftes in Neviges ausstellen können. Es wäre schön, wenn sich die Idee ohne großen finanziellen Aufwand umsetzen ließe und zu einer festen Einrichtung werden könnte, quasi zu einer Wanderausstellung: Sobald eine Neuvermietung stattfindet, wird ein anderes unvermietetes Ladenlokal bezogen. Wobei die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler natürlich wechseln können.