Wülfrath „Erna Blue“ singt mit Bossa Nova gegen die Tristesse an

Wülfrath · Die Aktion „Fenster auf“ wurde bei ihrer Premiere gut von den Wülfrathern angenommen.

Es wurde bereits dunkel, als das Duo „Erna Blue“, bestehend aus Marina und Thomas Hoeveler, am Krapps Teich vor dem August von der Tweer-Haus ein Freiluftkonzert gab.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

. Fenster auf, damit die Virenlast abnimmt, das ist eine der Forderungen in diesen Pandemiezeiten. Am Donnerstagabend wurden die Fenster geöffnet, um kulturell durchzulüften. Auf der Tiegenhöfer Straße hatte das Duo „Erna Blue“ seine akkubetriebene Tonanlage aufgebaut, um die Menschen zu erfreuen. Während Thomas Hoeveler in die Seiten seiner E-Gitarre griff, hauchte seine Frau Martina eine sanfte Bossa Nova-Melodie ins Mikrofon. Die Wohlfühlatmosphäre des zu Ende gehenden, milden Vorfrühlingsabend wurde noch ein bisschen verstärkt.

Manche zückten ihr Smartphone und nahmen das Konzert auf

Erste Fenster öffneten sich, spielende Kinder kamen näher, Erwachsene zückten ihre Smartphones, um das unerwartete Konzert unweit der seit Monaten geschlossen Kulturkirche festzuhalten. Das Duo verneigte sich vor dem ersten zarten Applaus: „Danke, dass Sie uns zuhören. Sie müssen nichts in den Hut schmeißen, für unsere Gage ist gesorgt. Wenn sie Künstler in diesen Zeiten unterstützen möchten, dann gehen Sie im Internet auf die Seite von `fenster-auf.org´ und tragen dort eine Spende ein“, bat die Sängerin, die drei weitere Songs in dem sanften und zugleich spritzigen Bossa Nova-Stil anstimmte. Der Rhythmus ging ins Blut: Nicht nur die Kinder begannen zu tanzen, einige Frauen ließen die Hüften kreisen, man sah viele entspannte Gesichter in den umliegenden Fenstern.

Bei „Fenster auf“ handelt es sich um eine Initiative der Bochumer GLS-Bank, die seit November Künstler in den für sie schwierigen Zeiten unterstützt. Nach Konzerten im Ruhrgebiet und anderen Großstädten kam nun Wülfrath dran.

Das Ehepaar Hoeveler ist für diese Initiative sehr dankbar. „Das hat uns vor dem Ruin gerettet“, vertraute Martina Hoeveler der WZ an, die mit ihrem Mann unter anderem das „Kleinewelttheater“ in Langenberg betreibt. Gleichzeitig lechzt das Publikum nach den kulturellen Appetithäppchen. „Uns danken die Zuhörer mit Tränen in den Augen, mit Schokolade und sogar richtig gutem Schampus“, freut sich Thomas Höveler. „Nur Bargeld nehmen wir nicht an, da verweisen wir auf die Spendenmöglichkeit bei `Fenster-auf.org´.“ Dort kann man sich auch melden, wenn Künstler in der Nachbarschaft auftreten sollen. Das hatte Christian Wolf gemacht. „Durch Zufall bin ich in den sozialen Medien darauf gestoßen. Ich dachte mit, das ist genau das Richtige, um ein Zeichen gegen die große Tristesse zu setzen und um den Künstlern die Gelegenheit zu geben, mal wieder aufzutreten.“

Nach der Ellenbeek gaben die Hoevelers ein Gastspiel am Krapps Teich vor dem August von der Tweer- Haus. Nicht nur dort öffneten sich Fenster, sondern auch an der Heumarktstraße. Etliche Passanten stellten sich in gebührendem Abstand dazu. Letzte Station war das WIR-Haus an der Wilhelmstraße, wo sich zwei junge Mädchen so richtig als Background-Tänzerinnen ins Zeug legten.