Virtuosin lässt Klarinette zur Stimme werden
Sabine Grofmeier begeisterte in Schlupkothen.
Wülfrath. Manchmal reitet Sabine Grofmeier einfach der Schalk. So wie bei der definitiv letzten Zugabe in Schlupkothen. Adolph Schreiner hat die listige Melodie komponiert. „Immer kleiner“ heißt das Stück, bei der die Protagonistin ihre Klarinette Strophe für Strophe Stück für Stück demontiert. Vom Schalltrichter an geht es aufwärts. Am Ende steht Grofmeier da mit nichts anderem als dem Mundstück, bläst dort ihre finalen Töne hinein und formt den Klang mit ihren Händen. Dann ist die Musik aus und lauter Applaus brandet auf.
Sabine Grofmeier an der Klarinette und Tobias Bredohl am Klavier haben ein ausverkauftes Haus mit 60 Gästen, begeistert, darunter viele Erst-Besucher, über die sich Bernd Kicinski von Kultur in Wülfrath freute. Danach hatte es in den Tagen vor dem Konzert nicht ausgesehen. Der Klarinetten-Virtuosin war ihre Klavierbegleitung Eleonora Kotlibulatova abhandengekommen. Offizielle Begründung: Visumprobleme. Tobias Bredohl sprang nicht bloß ein, sondern übernahm vor und nach Pause jeweils einen Solo-Part. Das gab der leicht nervös wirkenden Virtuosin die Gelegenheit, kurz zu verschnaufen.
Denn für mehr als 90 Minuten hatte sie sich Enormes vorgenommen. Grofmeier spannte den Klangbogen von Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate in g-Moll bis hin Leonard Bernsteins West Side Story. Eingestreut wurden Fantasiestücke des dänischen Komponisten Gade und Johannes Brahms Ungarischer Tanz Nr. 5, also einer der Gassenhauer der Klassik schlechthin.
„Für mich ist die Klarinette vergleichbar mit einer Gesangsstimme“, sagte die Künstlerin. Oft nehme sie daher Partituren für Klavier und Gesang und adaptiere diese für ihr als schwierig geltendes Instrument. Wie etwa „Der Barbier von Sevilla“ zeigte, ist das nicht der Schlechteste aller Wege für eine Klarinetten-Solistin.