Was wäre Wülfrath ohne Ehrenamt?

Herzog-Wilhelm-Markt und Kartoffelfest lasten komplett auf den Schultern Freiwilliger. Gefährlich — findet WG-Chef Wolfgang Peetz.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Herzog-Wilhelm-Markt-Organisator Hans-Peter Altmann hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Er koordiniert den Budenaufbau am Kirchplatz, den eine externe Firma durchführt. Das Geld dafür sammeln die Ehrenamtler des HWM-Fördervereins jedes Jahr zusammen — ebenso wie die Mittel für Sponsoring und Bühnenprogramm.

Altmann macht keinen Hehl daraus, dass er sich von der Stadt mehr finanzielle Unterstützung wünschen würde. Neidisch schaut er zum Nachbarn Mettmann, wo der Bauhof den Budenzauber auf eigene Faust aufbaut und wieder verschwinden lässt. „So eine Unterstützung wäre nicht schlecht“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins.

Wolfgang Peetz, Fraktionschef der Wülfrather Gruppe, glaubt, dass in Wülfrath viel zu oft das Gewicht allein auf den Schultern der Ehrenamtler lastet. „Es kann doch nicht sein, dass sich ein Förderverein bei so einem Aushängeschild wie dem Herzog-Wilhelm-Markt jedes Jahr das Geld zusammenbetteln muss“, sagt Peetz. Er sorgt sich darum, dass irgendwann die Freiwilligen aus der ersten Reihe verschwinden und dann Traditionsveranstaltungen wie der HWM in Gefahr geraten.

Erste Auswüchse der Überforderungen meint Peetz bereits beim Kartoffelfest ausgemacht zu haben. „Da hat man es gesehen: Man darf die Ehrenamtler nicht mit der Aufgabe alleine lassen“, sagt Peetz. Auf dem Diek blieb der Müll nach dem Fest mehr als einen Tag lang liegen, während die Organisatoren von Wülfrath Pro nicht zu erreichen waren (die WZ berichtete). „Ein Kommunikationsproblem“, sagte Wülfrath-Pro-Chef Christian Campe später.

Peetz glaubt, dass eine hauptamtliche Unterstützung der Stadt dem Einzelhandelsverband auch bei ihrer Kernaufgabe guttun würde. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist doch die Fußgängerzone. Die steht und fällt mit dem Einzelhandel.“ Genau dieser brauche dringend Unterstützung.

Wirtschaftsförderer Karsten Niemann kann den Wunsch nicht ganz nachvollziehen: „Wir haben doch seit 2012 eine Citymanagerin mit nicht unerheblichem finanziellen Aufwand installiert.“ Genau das sei so eine flankierende Maßnahme für Wülfrath Pro. Zudem verweist Niemann auf den Verfügungsfond der Stadt, einer Art Sparbuch für Wülfrather Anliegen. Damit sei zuletzt der Einzelhandel durch die Erweiterung der Weihnachtsbeleuchtung unterstützt worden.

Aus Niemanns Sicht brauche es keine neue Person an der Spitze, sondern insgesamt mehr helfende Hände. Wülfrath-Pro-Chef Christian Campe sieht das ähnlich: „Wir kommen weiterhin gut klar“, sagt Campe. Der Kontakt mit der Stadt sei eng und gut. Fakt ist jedoch, dass die Spitze von Wülfrath Pro mit dem Ausscheiden von Ulrike Schultz zusammengeschmolzen ist und jetzt keinen klassischen Einzelhändler mehr im Vorstand hat. Campe ist aber zuversichtlich, dass sich bald wieder jemand für die dritte Spitzenposition finden wird. Wie so oft heißt es also auch hier wieder: Freiwillige vor. An wen Hans-Peter Altmann einmal das Zepter weiterreichen wird? Der HWM-Organisator lacht: „Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.“