„Wir sind hier keine Mülltonne“

Vor der Tür der DRK- Kleiderkammer sieht es häufig chaotisch aus, weil Säcke dort einfach so abgeladen werden. Den Helfern reicht es jetzt.

Foto: U. Bangert

Wülfrath. Helga Schäfer (78) packt seit 25 Jahren ehrenamtlich bei der Kleiderkammer des Wülfrather Roten Kreuzes (DRK) an. Doch die Freude an der Arbeit vergeht ihr neuerdings, wenn sie montagmorgens die Tür an der Wilhelmstraße 88 aufschließt. „Die Leute stellen ihre Kleidersäcke einfach an irgendwelchen Tagen vor die Tür“, berichtet Schäfer.

Die Kleiderkammer nimmt jedoch nur am Montag Spenden entgegen. So bleiben die Säcke tagelang vor der Tür liegen. Aber es kommt noch schlimmer: „Dann kommen irgendwelche Leute, reißen die Säcke auf und nehmen sich Kleidung heraus.“ So sieht es nicht selten vor der Tür wie auf einem Schlachtfeld aus, weil übrig gebliebene Textilien wild auf dem Bordstein verteilt liegen.

„Das passiert mittlerweile fast jede Woche, und wenn es geregnet hat, ist es besonders schlimm, weil wir die Sachen dann direkt wegschmeißen können“, ärgert sich die Ehrenamtliche und mit ihr ihre vier Kolleginnen, die ihre Freizeit für die gute Sache opfern. Die Rücksichtslosigkeit einiger weniger schwarzen Schafe lässt Sie das Engagement überdenken: „Da hat man dann irgendwann keine Lust mehr.“

Hinzu kommt, dass gerade die anonym abgegebenen Säcke oftmals unschöne Überraschungen enthalten. „Das ist leider auch neu: Manchmal ist Müll drin“, sagt sie. Mit Freude packt da keiner mehr in die Behälter. Dreckige Unterwäsche, durchgelatschte Schuhe — einige Leute laden bei der Kleiderkammer Dinge ab, die kein Mensch mehr gebrauchen kann. „Wir sind hier doch keine Mülltonne“, sagt Schäfer mit Empörung.

Im Normalfall bekommt die Kleiderkammer am Montag im Schnitt 15 Säcke voller Kleidung überreicht. „Die Spendenbereitschaft der Wülfrather ist groß, da sind wir sehr dankbar“, sagt die Ehrenamtlerin. An kaum etwas mangelt es in den vier Verkaufsräumen der Einrichtung.

Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, Geschirr, Schuhe — auf den Bügeln und in unzähligen Regalen liegen die Spenden aus, die am Montagnachmittag für wenig Geld verkauft werden. Viele Flüchtlinge besuchen die Kleiderkammer, aber auch andere Menschen, die in Not geraten sind. Die Preise spiegeln das wieder: Ein Oberteil kostet 50 Cent, eine Hose einen Euro und ein T-Shirt in Kindergröße ist für nur 30 Cent zu haben.

„Mich wundert manchmal, dass bei diesen Preisen gerade die Kindersachen so schlecht weggehen“, sagt Helga Schäfer. Außerdem fällt auf: Es gibt deutlich mehr Frauensachen im Angebot. „Männer geben ihre Sachen nicht so leicht ab“, sagt die 78-Jährige.

Was es nicht auf die Bügel geschafft hat — etwa dreckige oder zerstörte Kleidung — wird aussortiert. Aber selbst diese Reste landen am Ende nicht im Müll. Schäfer: „Die Sachen geben wir einmal in der Woche an ein Unternehmen weiter, welches daraus Industrielappen herstellt.“