Neviges Woche klingt nach Abkühlung ruhig aus
Neviges · Nach den Tagen mit Rekordhitze und fast 5000 Besuchern ging es im Panoramabad Neviges am Wochenende eher beschaulich zu. Wegen eines Gewitters musste das Bad am Samstag geräumt werden.
. Eine turbulente Woche liegt hinter Norbert Noll, bei den Stadtwerken für die Velberter Bäder zuständig. Rund 4500 Besucher zählte das Panoramabad am Donnerstag, Freitag wurden noch mehr erwartet. Als dann Mitarbeiter kurzfristig ausfielen, blieb dem Bäderchef keine andere Wahl, als das Nizzabad in Langenberg am Freitag und Samstag zu schließen. In Anbetracht des erwarteten Ansturms auf die Freibäder in Neviges und Velbert habe man Prioritäten setzen müssen: „Ich bedaure das zutiefst. Das hat es in 20 Jahren noch nicht gegeben.“ Der Schritt sei aber unumgänglich gewesen, um Sicherheit und Service in den Freibädern zu gewährleisten. Mit Aushilfen sei das nicht zu stemmen gewesen, was fehlte, war das eigene, erfahrene Fachpersonal.
Die Stadtwerke sind mit der bisherigen Auslastung zufrieden
Die Besucherzahl am Freitag gab Noll recht, lag mit 4751 Gästen über der vom Vortag. Den Rekord in diesem Jahr hält indessen der 30. Juni mit 6651 Besuchern: „Wir haben jetzt Ferien, viele sind in Urlaub“, so Noll, und auch die extreme Hitze fordere Tribut – bei Temperaturen an die 40 Grad war es wohl selbst für einen Schwimmbadbesuch zu warm. Mit der Abkühlung kamen am Samstag nur 776 Gäste, dazu musste das Bad am frühen Abend wegen Gewitter vorzeitig schließen. Nach einem durchwachsenen Mai und einem Spitzen-Juni ist Norbert Noll mit der Auslastung aber bisher zufrieden. Die Zeiten, als in den 80er Jahren bis zu 10 000 Gäste das Bad stürmten, seien indessen vorbei. Zählte das Freibad 1989 noch fast 164 000 Besucher, waren es selbst im Spitzensommer 2018 nur 93 000: „Das Freizeitverhalten hat sich halt verändert, es gibt heute viel mehr Angebote.“
Sehr ruhig ist es am gestrigen Sonntag um die Mittagszeit, vor allem im Sportbecken finden sich zumeist Schwimmerinnen: „Die ideale Gelegenheit für alle, die geruhsam ihre Bahnen ziehen wollen“, sagt Tobias Starbatty, Leiter des Panoramabades. Clara Lundershausen kann dem nur zustimmen. Die 21-jährige Langenbergerin studiert in Köln, ist aber Wochenend-Stammgast geblieben. Neben dem breiten Angebot mit Wellenbecken, Sprunganlage und insbesondere dem 50-Meter-Sportbecken, in dem sie gerade Bahn um Bahn absolviert, ist der Eintrittspreis in Neviges für sie auch ein Kriterium. So kostet der Besuch für Jugendliche, Schüler und Studenten mit Zehnerkarte nur 1,65 Euro: „Selbst in städtischen Bädern ist es in Köln mit sechs Euro viel teurer.“
Edith Palluch schwimmt seit der Eröffnung möglichst jeden Tag
Aus Velbert, Hattingen, Essen, sogar aus Bochum und vor allem aus Wuppertal kommen viele Gäste, hat Starbatty beobachtet, zumeist Familien und Jugendliche. Im Wortsinn Schwimmerin der ersten Stunde ist dagegen Edith Palluch, die möglichst jeden Tag ihre Bahnen zieht. Bei der Einweihung des Bades Mitte der siebziger Jahre sei sie noch vor dem Bürgermeister im Wasser gewesen, berichtet die Nevigeserin schmunzelnd. Ein Bekannter habe ihr 50 D-Mark geboten, wenn sie ins Becken springe – was sie sofort und in voller Montur noch vor den anwesenden Honoratioren tat. „Hier habe ich meine Jugend verbracht, hier haben meine Kinder schwimmen gelernt“, schwärmt die 61-Jährige, die die hohe Freizeitqualität der Anlage hervorhebt.
Währenddessen betritt ein muskelbepackter Hüne das Bad – die Beschreibung „Typ Kleiderschrank“ wäre schwer untertrieben – und begrüßt herzlich Starbatty und dessen Team. Es ist einer der Mitarbeiter der Security-Firma, die seit 14 Jahren im Bad tätig ist. Angesichts des erneuten Vorfalls mit randalierenden Jugendlichen am Samstag in einem Düsseldorfer Bad stellt sich die Frage nach ähnlichen Problemen in Neviges. Man bemerke schon – wie allgemein – eine Tendenz zur Respektlosigkeit, sagt Starbatty, der im Jahr 2002 als Rettungsschwimmer-Saisonkraft in Neviges begann und heute als Meister für Bäderbetriebe das Bad leitet. Natürlich schlugen Jugendliche manchmal über die Stränge, das sei aber nicht die Regel. Meist ließen sich die Dinge durch ein vernünftiges Gespräch klären, was hingegen schwierig sei, wenn Alkohol im Spiel ist. In Ausnahmefällen wurden auch Besucher vor die Tür gesetzt.
„Wir haben zum Glück ein ausgesprochen freundliches Publikum“, sagt Norbert Noll, der zudem die ruhige, freundliche und souveräne Art des Sicherheitsteams lobt: Meist reiche die beeindruckende physische Präsenz der Security-Kollegen aus, um eine Situation zu beruhigen, fügt Starbatty hinzu.