Wülfrath: Die Glas-Träume der neuen Mitte: Springt der Investor ab?

Ein Betreiberkonzept für eine neue Stadthalle liegt immer noch nicht vor. Der potenzielle Bauherr bewertet die verkehrliche Lage der Mehrzweckhalle in einem Schreiben als „ungünstig“.

Wülfrath. Geduld ist angesagt. Und Warten. Warten auf Post aus Hamburg. Noch immer hat die Ansorg Development GmbH kein Betreiberkonzept für die neue Stadthalle vorgelegt. Zwar sind die Verhandlungen zwischen dem Investor und der Stadt noch nicht abgebrochen, aber der geplante Stadthallenersatz droht der befürchtete Knackpunkt zu werden. "Das Konzept droht zu scheitern", befürchtet ein Ratsherr. Anfang Mai hat Karl-Ulrich Ansorg in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff über den Sachstand informiert und festgestellt, dass "sich seit Auslobung des Wettbewerbs und unserem letzten Treffen im November Ihre Projektrahmenbedingungen und Erwartungen geändert haben".

"Kühner Baumeister" Teherani hat
prägnante Pläne vorgelegt

Im November 2006 wurde der Entwurf für die "Neue Mitte" Wülfrath vorgestellt. Mit dem renommierten Architekten Hadi Teherani ("der kühne Baumeister") warb Ansorg mit einem Schwergewicht der Szene, der Glas-Träume in Wülfrath wahr werden lassen wollte. Einkaufen, wohnen und kulturelle Nutzung: Teherani hatte Spektakuläres entworfen: drei prägnante Wohnwürfel, eine Öffnung des Stadtparks zur Innenstadt und eben eine Multifunktionshalle, die die bestehende Stadthalle ersetzen sollte. Ansorgs frühe Forderung: Die Stadt muss als Betreiber in die Gesellschaft mit eintreten.

Darf eine Nothaushaltsgemeinde neue
Verpflichtungen eingehen?

Eine Betreibergesellschaft mit städtischer Beteiligung in der Größenordnung von 150 000 Euro im Jahr: Ein Konstrukt, das zumindest skeptisch in der Politik beäugt wurde. Und auch aus dem Kreis Mettmann gingen im Rathaus leise, aber deutlich vernehmbare Warnungen ein: Wülfrath sei eine Nothaushaltsgemeinde, die nicht ohne weiteres neue Vereinbarungen, die finanzielle Konsequenzen haben, eingehen dürfe. Ein Umstand, auf den wohl auch Bürgermeisterin Lorenz-Allendorff noch in diesem März Ansorg hingewiesen haben soll. Sie forderte Sicherheiten und Nachbesserungen, die der Investor wie folgt kommentiert: "Die geforderten Rahmenbedingungen werden sich aus unserer heutigen Sicht nur sehr schwer umsetzen lassen."

Unverhohlene Kritik des Investors an dem Standort

Trotz aller Bedenken und unverhohlener Kritik am Standort (Ansorg: "Vor dem Hintergrund der bestehenden verkehrlichen Anbindung von Wülfrath und der daraus resultierenden Erreichbarkeit der Multifunktionshalle wurde erkennbar, dass gegenüber anderen (...) Veranstaltungshallen ein nicht unwesentlicher Standortfaktor der Multifunktionshalle ungünstig bewertet werden muss."), habe Ansorg einen "namhaften Betreiber identifiziert", der aufzeigen wolle, unter welchen Bedingungen er bereit sei, die Halle in Wülfrath zu betreiben. Das ist nach wie vor der Stand der Dinge.