Wülfrath: Die Heilpraxis, die zu den Senioren kommt

Mit ihrer mobilen heilpädagogischen Praxis versucht die Wülfratherin Jutta Späth, eine Betreuungslücke zu schließen.

Wülfrath. Es geschieht nicht von heute auf morgen, sondern langsam und allmählich. Für Angehörige ist die Demenzerkrankung des Partners oder der Eltern dennoch eine zunehmende Belastung. Wie geht man damit um, wenn einen der Ehepartner nicht mehr erkennt? Wenn die Mutter nur noch im Bett liegt oder der Vater ständig versucht, die Wohnung zu verlassen?

Bei der Betreuung hilft oft der Pflegedienst, aber sonst stehen Verwandte allein mit der Verantwortung und den quälenden Fragen und Gefühlen von Verzweiflung, Überforderung und auch Wut. Auch wenn es jeder gern möchte, gelingt der Kontakt zum Kranken nicht immer und vor allem nicht 24 Stunden am Tag.

Oft wissen die Angehörigen auch einfach nicht, wie sie etwas Gutes tun können. "So geraten Betroffene und Angehörige immer mehr in die Isolation. Und den Kranken wird meist zu viel abgenommen, statt sie in den Tagesablauf einzubeziehen", weiß Jutta Späth.

Die Wülfratherin hat vor zwei Jahren unter dem Dach des Bundesverbandes der Heilpädagogen die erste mobile heilpädagogische Praxis in der Altenhilfe ins Leben gerufen. Vor einem halben Jahr hat sie eine Mitarbeiterin in Teilzeit eingestellt. "Ich versuche, eine Betreuungslücke zu schließen", sagt sie über das Angebot, pflegebedürftige Senioren daheim zu unterstützen.

So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können, gehört für Späth zum Altwerden in Würde. Ebenso wie eine angemessene Begleitung jenseits der körperlichen Pflege. Dazu gehört für die Heilpädagogin zuerst die persönliche Ansprache, die ihr auch dann gelingt, wenn den Betroffenen die Sprache schon verloren gegangen zu sein scheint.

"Es gibt Menschen, die liegen nur noch im Bett und warten, dass sie sterben", erzählt Späth. Dort versucht die Heilpädagogin, wieder Lebensmut zu vermitteln. Wie genau sie vorgeht, kann sie nicht sagen. "Das ist verschieden. Ich schaue, wie die Situation an diesem einen Tag gerade ist." Eigene Fähigkeiten zu aktivieren, Bewegungsübungen oder Entspannung - all das gehört zu den Angeboten.

Mit Blick auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Erkrankten versucht die Heilpädagogin, den Tagesablauf zu strukturieren und die Betroffenen einzubinden. "Es ist für das Selbstvertrauen der an Demenz Erkrankten wichtig, auch selbst noch etwas tun zu können", sagt sie. Ein Problem älterer und allein lebender Menschen sei auch die Einsamkeit, weiß Späth. Manchmal werde das mitunter seltsame Verhalten zu schnell mit Demenz verwechselt.

"Eine meiner Klientinnen hat sich mit einem Keks unterhalten. Es lag nur an der Vereinsamung, die Demenz war noch nicht so weit fortgeschritten", erinnert sich Jutta Späth, die obendrein im Demenznetz des Kreises Mettmann aktiv ist. Auch Angehörige seien oft dankbar dafür, im Alltag unterstützt zu werden und mehr über die Krankheit zu erfahren.

Um den Folgen von Alterungsprozessen an Körper, Geist und Seele vorzubeugen, bietet Jutta Späth übrigens auch Kurse unter dem Motto "Fit bleiben im Alter" an. Dort geht es etwa um Bewegung, Konzentration, Koordination und die Erhaltung der geistigen Beweglichkeit.