Wülfrath: Fastenbrechen - Die Toleranz am Buffet
Ein "besonderes Erlebnis" für die Bürgermeisterin in der Moschee.
Wülfrath. Genüsslich lassen die deutschen Gäste die Köstlichkeiten auf der Zunge zergehen. Ungewohnte Würze berührt die Geschmacksknospen und erweitern ihren Erfahrungshorizont. Besonders viel Lob bekommt Icliköfte, das Gehackte mit Weizengrieß, aber auch Sarma, die Weinblätter, und Dollma (Auberginen) finden Anklang. Der Nachtisch ist zunächst gewöhnungsbedürftig, so süß klebt Revani und Baklava an den Zähnen, überzeugt dann jedoch durch die türkischen Backkünste.
Diese wurden am Donnerstagabend nicht nur einmal gelobt. Doch auch die Gastfreundlichkeit der türkischen Mitbürger zum Fastenbrechen in der Moschee faszinierte die deutschen Gäste. Der Vorstand der Moschee hatte Rathaus-Vertreter und Nachbarn des muslimischen Gotteshauses eingeladen, das Fastenbrechen gemeinsam zu erleben und ein Stückchen zusammenzurücken.
Türkische Spezialitäten und Köstlichkeiten gaben genug Gesprächsstoff. Türkische Gebete und Gesänge zeigten den Gästen etwas von der Kultur, die den meisten doch noch fremd scheint. Denn, wer weiß schon etwas über das Fastenbrechen - ist doch selbst das christliche Fasten bei den meisten nur noch eine Erinnerung an eine alte Tradition.
Doch der Vorsitzende der muslimischen Gemeinde, Hayrettin Karaman, klärt auf und schlägt so eine Brücke deutsch-türkischer Verständigung: "Das Fasten im Monat Ramadan ist eine der im Koran verankerten religiösen Pflichten. Heute feiern wir die Hälfte des Fastens." Die ursprüngliche Bedeutung ist mit Worten wie "stillstehen", "ruhen" oder im übertragenen Sinne "sich enthalten" zu verstehen. Vom 13. September bis 11. Oktober nehmen die Muslime ihre Mahlzeiten nur nach Sonnenunter- und vor Sonnenaufgang ein.
Frauengruppe Kardelen, eine Frauengruppe, lädt anlässlich des bevorstehenden Ramadanfestes am Donnerstag, 11. Oktober, um 19 Uhr in die Stadtschänke, Parkstraße, ein. Gefastet wird, so Irene Claas, Beauftragte für Integration der Stadt Wülfrath, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Zuckerfest Am Ende der 30-tägigen Fastenzeit schließt sich ein Fest von drei Tagen an, das im Türkischen auch "Zuckerfest" genannt wird. Die Frauengruppe Kardelen, die überwiegend in der Erwachsenenbildung tätig ist, setzt sich für eine Begegnung zur deutschen Nachbarschaft ein und möchte mit dieser Einladung mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen, Vorurteile abbauen und ihre Traditionen bekannt machen.
Kennenlernen Am 13. Oktober besteht noch einmal für alle Bürger die Möglichkeit die muslimischen Nachbarn mit ihren Familien näher kennenzulernen. Dann veranstalten die Muslime von Balikesir (südwestlicher Teil der Türkei) ein Heimatfest im Paul-Ludowigshaus.
Prominenz Viele prominente Gäste aus der Türkei, wie der Staatsdirektor, Parlamentsmitglieder und der Generalkonsul werden erwartet. Über 700 Leute sollen an diesem Tag zusammen feiern. Türkische Musikgruppen werden für genügend Stimmung und Tanzlaune sorgen. Die Einnahmen des Festes gehen an türkische Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen.