Wülfrath Popmusik hält Einzug in den Gottesdienst
Wülfrath · Manuel Füsgen studiert Kirchenmusik mit der Fachrichtung Pop. Mit seinen Interpretationen sorgt er für Aufsehen.
. Wenn Manuel Füsgen in der Kirche „Amazing Grace“ singt und sich dabei an seiner Gitarre begleitet, bekommt er für seine Interpretation nicht selten Applaus. Dass die Leute in den Kirchenbänken mitschnipsen und bei jedermann ein rhythmisches Mitwippen in den Beinen zu sehen ist, ist ebenfalls Standard. Vor allem schafft der 28-Jährige, wovon andere Kirchenmusiker oft nur träumen können: Er animiert die Gemeinde zum begeisterten Mitsingen. Vielleicht liegt es in der musikalischen Ausrichtung – der gebürtige Düsseldorfer mit Herzheimat Wülfrath studiert Kirchenmusik mit der Fachrichtung Pop.
Die Aufnahmeprüfung für
das Studium war „echt hart“
„Davon gibt es nicht viele“, freut sich Pfarrer Jörg Hohlweger aus der Bergischen Diakonie Aprath. Manuel Füsgen, der bereits ein Studium der Sozialarbeit abgeschlossen und jetzt im dritten Semester zum Pop-Kirchenmusiker ist, arbeitet bei ihm im Team. „Die Aufnahmeprüfung zum Kirchenmusikstudium war echt hart“, erzählt der Multiinstrumentalist, der „schon immer Gitarrist werden wollte“. „Aber ich kann jedem diesen Studiengang nur empfehelen“, schwärmt er über die „umfassende, intensive Ausbildung“. Neben dem Lieblingsinstrument Gitarre – eines seiner Vorbilder ist Eric Clapton – ist sein zweites Fach Klavier; Orgel lernt er ebenso, „damit ich auch den konventionellen Sonntagsgottesdienst begleiten kann“. Parallel zum Austausch mit klassischen Musikern und der Ausbildung an Schlagzeug, Bass und Gesang aber werden andere Genres erforscht. „Wir lernen auch Stilrichtungen wie Punk oder Rock kennen“, sagt er über Exkursionen zu den Ramones oder Green Day. „Ebenso wie Hip-Hop sind solche Abstecher wichtig für die Arbeit mit Konfirmanden oder Jugendgruppen“, Chor- und Bandleitung sowie Musiktheorie komplettieren das spartenübergreifende Wissen. „Musik ist mir alles“, kann ihn kein noch so intensives Lernpensum schockieren. „Es gibt nichts besseres, als beispielsweise alleine an der Orgel zu sitzen und zu üben.“
Als irritierend empfindet er den Pop-Einfluss in der Kirche nicht und verweist auf den Erfolg von Gospel-Chören oder modernen Gruppen. „Letztlich ist moderne Musik doch schon in der Kirche gegenwärtig“, sie müsse zur Freude der Gemeinde bloß intensiviert werden. Diese Melodien und Rhythmen sind „nah an uns dran“, weiß er. Die Resonanz der Besucher ist „durchweg positiv, die meisten mögen die neuen Aspekte“. Und dass jemand vorneweg singt, mit deutlicher und klarer Stimme, ist animierend, sich selbst auch im Gesang zu versuchen. „Der Groove läuft dann einfach durch“, viele fühlen sich „emotional gut mitgenommen“.
Klar ist der Spagat zwischen seinem Berufsleben als Sozialarbeiter an der Bergischen Diakonie und dem Studium mitunter kräftezehrend. „Vor allem macht es Spaß“, besonders wenn er sieht, mit welcher Freude beispielsweise seine Wohngruppe in Aprath, das sind Kinder im Alter zwischen sieben bis zwölf Jahren, mitziehen. „Wir probieren immer so lange, bis sie entwas entdecken, wo sie gerne dran bleiben“, beschreibt er das Experiment zwischen verschiedenen Instrumenten. „Natürlich würde das alles nicht gehen, würde ich für meine Aufgaben nicht brennen.“
Und ist Manuel Füsgen doch mal nicht musikalisch involviert, liebt er es, mit seiner Freundin Sophie, einer gebürtigen Engländerin, zu reisen oder ins Kino zu gehen.