Neviges/Wuppertal Straßen-Attacken: Nevigeser (30) gibt psychische Erkrankung zu

Neviges/Wuppertal. · Prozess vor dem Landgericht wird am Mittwoch fortgesetzt.

Das Landgericht in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Ein 30 Jahre alter Mann aus Velbert-Neviges mit einer schweren psychischen Erkrankung steht wegen einer Angriffs-Serie auf offener Straße als Beschuldigter vor dem Landgericht in Wuppertal: Laut Staatsanwaltschaft kamen seine Prügel- und Tritt-Attacken für die ihm fremden Opfer völlig unerwartet. Die Richter müssen über eine mögliche, dauerhafte Einweisung in eine geschlossene Klinik entscheiden. Zum Prozessbeginn am Montag zeigte sich der gelernte Facharbeiter betroffen: „Es tut mir alles schrecklich Leid. Ich will nicht, dass ich jemanden verletze.“

Der Angeklagte soll einer
Frau ins Gesicht getreten haben

Der Mann bestätigte, am 24. Februar dieses Jahres eine Passantin (52) angegriffen zu haben an, die gegen 21 Uhr die Nevigeser Fußgängerzone durchquerte. Er habe auf einer Bank gesessen und einen kleinen Hund bei sich gehabt. Die Frau habe sein Tier streicheln wollen. Er habe Frau zu Fall gebracht, dann habe getreten. Auf die Nachfrage der Richter, wohin die Tritte gingen, fügte er hinzu: „Ins Gesicht. Ich kann mir das nicht erklären.“

Die 52-Jährige soll vorübergehend bewusstlos auf dem Boden gelegen haben. Der 30-Jährige floh. Den Richtern erklärte er: „Ich war im Wahn. Ich habe sie für den Tod gehalten.“ Er habe nach der Tat sogar gedacht, dass nun niemand mehr sterben müsse, weil er die Frau „besiegt“ habe.

Die 52-Jährige Verletzte ließ sich von ihrem Anwalt in den Zeugenstand begleiten und sagte aus: „Auf einmal hatte ich das Profil von seinem Wanderschuh und den Dreck vor Augen. Das werde ich nie vergessen.“ Sie habe sich nach der Attacke zunächst nicht ins Krankenhaus bringen lassen, weil sie alles schnell vergessen wollte. Am Folgetag meldete sie sich doch in einer Notaufnahme. Die Ärzte stellten einen Kieferhöhlenbruch fest, und weitere Verletzungen - und ein völlig zugeschwollenes Auge. Schmerzen und Angst seien noch nicht überwunden, sagte die Frau. Ihr stünden noch Operationen bevor.

Drei Tage nach dem Überfall in der Fußgängerzone soll es am Schloss Hardenberg zu weiteren Attacken des 30-Jährigen gekommen sein. Ein Besucher habe einen Faustschlag erhalten. Eine halbe Stunde darauf traf der 30-Jährige erneut auf zwei Personen – eine davon eine Geschäftsfrau, deren Kunde er gewesen sei, die er aber nicht erkannt habe. Dieser Frau habe er einen Ellenbogenstoß versetzt und ihr das Jochbein gebrochen.

Anfang April nahmen die Behörden den 30-Jährigen fest und brachten ihn vorläufig in eine Klinik. Dort ist er vorläufig weiter untergebracht. Der Mann erläuterte den Richtern, er habe Medikamente für seine Erkrankung ein halbes Jahr vor den Taten abgesetzt, wegen der Nebenwirkungen: „Ich war die ganze Zeit im Wahn. Meine Familie hat ein Martyrium durchgemacht.“ Erst nach der Festnahme, gefesselt und unter Zwangsbehandlung in der Klinik, habe er seine Krankheit eingesehen.

Das Gericht will am heutigen Mittwoch, 23. Oktober, weiter verhandeln.