Rosenmontag Rekord: 230 000 Jecke feiern beim Krefelder Rosenmontagszug
Krefeld · Bestes Wetter, tolle Stimmung – und alles blieb friedlich: So schön war der Rosenmontagszug in Krefeld.
Schon der Rosenmontag 2024 war sonnig und mild gewesen, in diesem Jahr aber hatten die Narren in Krefeld noch mehr Wetterglück: Strahlender Sonnenschein bei 12 Grad, mehr geht kaum in der fünften Jahreszeit. Kein Wunder, dass der Besucherrekord vom Vorjahr locker geknackt wurde: 230 000 Jecke waren an der Strecke, schätzten am Montagnachmittag die Veranstalter vom Comitée Crefelder Carneval (CCC), das ist ein absoluter Rekord in der Geschichte des Karnevals in Krefeld.
„Mit Vollgas durch die Narrrenzeit“ lautete das Motto des Rosenmontagszuges. Das konnte und sollte der „Zoch“ natürlich nicht wörtlich umsetzen, gemächlich schlängelte sich der Lindwurm mit den Prunk- und Mottowagen sowie den vielen Fuß- und Musikgruppen vom Sprödentalplatz, über Theaterplatz, Rathaus, Ost-, Südwall, Hubertus-, Nordstraße, Friedrichsplatz zur St. Anton-Straße. Ab und an blieb die Karawane auch mal ein paar Minuten stehen, das nutzten einige für spontane Aktionen, so die „Krefelder Marine“, die ihre schicken Schiffswagen an der Carl-Wilhelm-Straße kurz vor dem Rathaus für eine Polonaise verließen. Die Stimmung im Zug und am Wegesrand war aber ohnehin bestens, nämlich fröhlich und absolut friedlich.
Politische Botschaften auf Mottowagen gab es wie gehabt nicht. Nur die „Minister“ wärmten ihren Wagen zu den Schlaglöchern (8744) und der Philadelphiastraße (51 Jahre) aus den Vorjahren auf. Dennoch rollten wieder einige imposante Wagen im Zug, besonders schön der der „Rosa Jecken“ mit dem Einhorn vorne oder die Wagen der Prinzengarde der Stadt Krefeld (wieder mit Pferden dazwischen) sowie der CCC-Festwagen. Bei den Fußgruppen stachen „Akku“ (Aktion Kunst Kultur im Unterricht) mit vielen Schülerinnen und Schülern oder die schön und bunt kostümierten „Eppels“ heraus.
Die Parade steht still, als
ein Traktor ausgetauscht wird
Mit besonders großem Jubel empfangen wurde an vielen Stellen das schwarz-gelbe Gefährt der Pinguine, auf dem sich auch ein Kölner Hai und der DEG-Löwe hinter Gittern befanden. Musikalisch angeheizt wurde die Stimmung unter anderem von der Band „Jeck United“ auf dem Wagen der Leibgarde der Prinzessin. Oberbürgermeister Frank Meyer stand als Rathauspförtner Römmelströpp auf seinem Wagen, hinter ihm marschierte passend eine Abordnung der Krefelder SPD als Wischmopptrupp (“Jeder Ströpp brauchene Mopp“). Als der OB am Rathaus vorfuhr, rief ihm Zugmoderator und Bürgermeister Karsten Ludwig (im Duo mit Stefanie Ströher) zu: „Ich weiß nicht, ob Du hier am Mittwoch wieder reinkommst“), war das Meyer in dem Moment völlig egal: „Das sehen wir dann.“
Tatsächlich huschten kurz vor Toreschluss noch ein paar Spätentschlossene ins Kostümgeschäft Deiters am Neumarkt, um sich für den nahenden Zug einzudecken. „Es lief heute besser als gedacht“, sagte eine Verkäuferin kurz und knapp. Draußen wummerten schon die Bässe durch die Gassen. Darunter auch das Stimmungslied „Wackelkontakt“, der in dieser Session rauf und runter gespielte Hit. Am Straßenrand hatten die Zuschauer wie immer den besten Blick auf die Parade, die einmal für mehrere Minuten zum Stillstand kam, weil ein Traktor nach eineinhalb Stunden den Dienst verweigerte und ausgetauscht werden musste.
Die Meinungen über den Narrenzug gingen derweil weit auseinander. „Früher gab es mehr Remmi-demmi, mehr Blaskapellen, aber die Zeiten ändern sich“, sagte Helmut, der einst dem Reitercorps der Prinzengarde angehörte. „Der Zug aber gefällt mir ganz gut.“
Anwohnerin Sophie, die den Zug vor ihrer Haustür verfolgte, wünschte sich mehr Wumms. „Es fehlt mir die Lautstärke und modernere Musik.“ „Aber eigentlich ist es ganz schön hier.“ Ähnlich fanden es auch Laszlo und Emily: Mehr Musik bitte sehr. Insgesamt waren sie jedoch nicht angetan: „Ich komme nun schon seit zehn Jahren gucken. Es wird von Jahr zu Jahr schlechter“, kritisierte Laszlo. „Es kommt bei mir kein Karnevalsfeeling auf“, sagte Emily. Und da wären ja auch noch die nach ihrer Ansicht gestressten Pferde, die mehr Schutz verdienten. Auch Beate vermisste etwas: „Es ist viel weniger als früher. Ich hätte mir mehr Stimmung gewünscht. Es ist irgendwie lieblos.“
Einverstanden mit dem Zug waren aber andere Besucher wie Marco, der mit Arbeitskollegen zuschaute: „Es war ganz okay.“ Man habe ja durchaus ein mulmiges Gefühl gehabt aus Sicherheitsbedenken. Doch dann ging alles glatt in Krefeld. „Es wurde das Beste aus den Möglichkeiten gemacht“, fand auch David. „Super“ sei die Parade gewesen. Es sei wichtig Zusammenhalt in der Stadt zu zeigen.
Und die große Politik? Müsse das nicht auch in Krefeld mehr Thema sein? Die Mehrzahl der Befragten verneinte klar. „Karneval soll Spaß machen“, hörte man oft. Die Tage genießen. Probleme gebe es schließlich genug. Es gab aber auch andere Stimmen: „Wir hätten lieber mehr politische Aussagen. Das ist ja auch der Sinn und Zweck von Karneval, der Obrigkeit mal die Meinung zu sagen“, forderten Wolfgang und Harry.