Närrischer Lindwurm An der Spitze des Rosenmontagszugs

Krefeld · Hoch auf dem Wagen ging es mit dem Comitée Crefelder Carneval durch die Krefelder Innenstadt. Was auf dem Wagen passiert, während die Karnevals-Fans auf Kamelle warten.

CCC-Präsident Peter Bossers (v.r.) und CCC-Ehrenmitglied Helmut Hannapel begrüßten WZ-Redaktionsleiter Gordon Binder-Eggert an Bord des Festwagens und freuten sich über die Unterstützung beim Werfen der Kamelle.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Spät kam der Anruf in diesem Jahr und dennoch hat Peter Bossers, Präsident Comitée Crefelder Carneval (CCC) keinen Augenblick gezögert. Als er hört, dass der Autor dieser Zeilen noch eine Mitfahrgelegenheit auf dem Rosenmontagszug sucht, sagt er kurzerhand: „Dann fährst Du bei uns mit.“ Nach einem kurzen Danke gilt die Sache als abgemacht und die Vorbereitung auf den „Zoch“ beginnt.

Die Frage nach der passenden Kleidung ist etwas schwieriger zu beantworten als vor zwei Jahren. Damals, auf dem Wagen der Prinzengarde, galt Uniform-Pflicht. Dieses Mal jedoch nicht, es braucht also ein Kostüm. Das Karnevals-Fachgeschäft an der Hochstraße in der Krefelder Innenstadt soll die Antwort bringen – am frühen Rosenmontagsmorgen, an dem das Geschäft bereits um 8 Uhr öffnet, damit Gelegenheits-Karnevalisten auf den letzten Drücker noch die passende Verkleidung finden. An der Kasse scannt die freundliche Mitarbeiterin schließlich einen schwarzen Hut und rot-gelb gestreifte Hosenträger, die mit einem braunen Anzug und weißem Hemd kombiniert werden.

Auf dem Festwagen gilt das karnevalistische Du

Am Sprödentalplatz, dort wo sich die Fußgruppen und Festwagen schon früh sammeln, wird klar, der schwarze Anzug wäre möglicherweise die bessere Wahl gewesen – angesichts meiner Gastgeber auf dem Festwagen des CCC. Peter Bossers und Tobias Dörkes tragen nämlich einen solchen, auch Martina Kruß ist in schwarzer Kleidung erschienen. In strahlend weißer Gala-Uniform sind dagegen CCC-Ehrenmitglied Helmut Hannapel und der Närrische Ehrenbürger Volker Thürnau erschienen. Schnell wird deutlich: Auf die Kleidung kommt es nicht so richtig an, Hauptsache die Laune stimmt – und das ist sie auf dem Festwagen des CCC, der gleich als erster von 28 Wagen den Sprödentalplatz verlässt. Peter Bossers macht noch schnell klar, dass auf dem Wagen das karnevalistische Du gilt und schon geht’s los.

Schnitzelbrötchen für die ganze Mannschaft auf dem Wagen

Dicht gedrängt stehen die Karnevals-Fans schon am Anfang des Zugwegs an der Uerdinger Straße. „Helau, Helau“ tönt es hoch zum Wagen, der von einem Traktor gezogen wird. Die Rufe spornen an, die süße und herzhafte Kamelle zu werfen, die zu einem großen Teil von der Firma Yayla gespendet wurde. Und so fließen außer Bonbons und Schokoriegeln auch Mini-Sucuks, Truthan-Salamis und Ayran in die jubelnde Menge. Da heißt es aufpassen, wem man was zuwirft. Die Tetra Paks mit dem Ayran gibt es zum Beispiel nur nach Augenkontakt, zu groß ist die Gefahr, dass jemand verletzt wird, wenn das Getränk durch die Luft fliegt und nicht gefangen wird. Das Krefelder Publikum erweist sich in den meisten Fällen als fangsicher und falls doch einmal eine Kamelle nicht den Weg in die Hände findet, landet sie meist mit einem lauten Platsch auf dem Bürgersteig ohne zu platzen. Ganz schön robust, so ein Tetra Pak.

Zwischendrin heißt es Kamelle auffüllen. Unzählige Kartons mit Snacks sind auf dem Festwagen verstaut. Aufreißen, ausschütten, Karton kleinmachen und im hinteren Teil des Wagens verstauen. Zwischendurch Wasser aus den Kübeln gießen, in denen die sehr beliebten Rosen aufbewahrt werden. Wer eine solche fängt, freut sich meist mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Das freut auch die Mannschaft auf dem Wagen, die sich hilft. Alles läuft Hand in Hand hoch auf dem Wagen.

Überraschungen gibt es auch, zum Beispiel ungefähr zur Halbzeit des Zugs, als CCC-Präsident Peter Bossers plötzlich weiße Tütchen mit leckeren Schnitzelbrötchen austeilt. Zu verdanken sind die seiner Frau, Michaela „Michi“ Bossers, die schon sehr früh aufgestanden sei, um die Verpflegung zuzubereiten. Mit frischer Kraft geht es wieder ans Werk. Schließlich warten entlang der Strecke noch viele Karnevals-Fans, von denen einige noch sehr klein und jung sind und recht schüchtern ihre mitgebrachten Beutel und Tüten aufhalten, damit die Kamelle hereinfliegt. Besonders große Augen machen sie, wenn ihnen vom Wagen ein Ball entgegenkommt. Die Bälle sind sehr beliebt, also gilt es, die Zielperson mit einem Fingerzeig zu definieren, damit die Bälle auch dort ankommen, wo sie hinsollen. Auffällig ist in diesem Jahr aber auch: Der Großteil der Zugbesucher ist fair. Wird etwas gefangen, was eigentlich woanders hinsollte, wird es wieder abgegeben. Zur Belohnung gibt es dafür eine extra Handvoll Kamelle.

Glück haben die, die recht am Ende des Zugwegs stehen. Dort gibt es zumindest vom Festwagen des CCC noch einmal richtig viel Kamelle. Denn die Mannschaft hat gut gehaushaltet, sodass am Ende noch ausreichend Material da ist, das unters Volk gebracht werden will. Zum Dank gibt es ein dreifach donnerndes Helau. Karnevalsherz, was willst Du mehr?