Langenfeld Veedelszoch Berches In Berches flogen die Kamelle
Langenfeld · Berghausen blühte am Sonntag auf. Viele Eltern und Kinder nahmen in Blumen- und Tierkostümen am Zug teil.
So viel Auftrieb erlebt Berghausen nur einmal im Jahr: wenn Karneval ist. Wenn dann auch noch die Sonne scheint, wie am Sonntagnachmittag, dann muss der ländliche Ortsteil im Nordwesten Langenfelds fast schon wegen Überfüllung dicht gemacht werden, denn die Einwohnerzahl – rund 5700 Menschen – schien sich mindestens verdoppelt zu haben beim 28. Veedelszoch am Sonntag.
Die elf Jahre alte IG Berches konnte nur noch mit der Sonne am azurblauen Himmel um die Wette strahlen bei so viel närrischer Resonanz am Straßenrand. Immerhin sind es gerade mal sechs leidenschaftliche Bercheser, die das ganze Spektakel federführend auf die Beine stellen. Der Veedelszoch lockte besonders Familien mit Kindern, die reichlich mit Wurfmaterial verwöhnt wurden.
Marienkäfer schliefen tief und fest im Buggy, während es aus der Party-Box dröhnte: „Eins kann uns keiner nehmen – und das ist die pure Lust am Leben“. Dieser Song drückt gut aus, was sich gestern im belebten Berghausen abspielte – ein fröhlicher, bunter Zug, der ohne politische Anspielungen auskam. „14 Gruppen sind dabei“ sagt Stephanie Reuter von der IG Berches stolz. Zwei Kitas und die Schule – zusammen 150 Leute, darunter sehr viele Kinder. In liebevoll gebastelten Kostümen und mit Bollerwagen demonstrierten sie, was ihnen wirklich wichtig ist: Wasser, Wald, Feld, Tiere, Blumen. Wenn im Frühling so viele echte Bienen fliegen, wie am Sonntag am Straßenrand und im Zug umherschwirrten, dann muss man sich um die Natur in Berghausen keine Sorgen machen.
Erstaunlich viele junge Väter schienen mit ihrer Maskierung auszudrücken, was sie im Leben gerne noch einmal wären: Raubtiere – Löwen, Bären, Leopard und Tiger. Die Zahmeren kamen als Giraffen, während die Mamas eher blumengeschmückt, als Rotwild mit Nachwuchs oder als Tannenbäume brillierten. Ob der wunderbare selbst gebaute Wagen der Bercheser Jonges mit seinen Marsmenschen und Astronauten von Elon Musk inspiriert war, sei dahingestellt. Schön war der handgemachte Planet auf jeden Fall.
Seit Monaten hatten die Zugteilnehmer an ihren Wagen gewerkelt. Berghausen verfügt über genügend Landwirte, die dafür gerne ihre Scheune zur Verfügung stellen, wie etwa Peter Richratz. Das Dreigestirn Prinz Lothar, Bauer Tino und Prinzessin Erika propagierte als neuen Modetrend das Schottenkaro.
Angst herrschte im dichten Menschengedrängel am Zugweg nicht, weder vor Grippeviren noch vor gefährlichen Karnevalsverächtern. „Wir fühlen uns in Langenfeld sicher“, sagt Leonie. „Und auf keinen Fall lassen wir uns den Spaß in unserem Ortsteil verbieten.“