Wülfrath: Kritische Fragen an den Minister

Gut eine Stunde Zeit nahm sich Peer Steinbrück für die Diskussion mit Jugendlichen. Hauptsächlich ging es um das Thema Bildung.

Wülfrath. Nur für das Tischfußballspiel hat die Zeit am Ende nicht mehr ganz gereicht, doch das fiel nicht weiter ins Gewicht. Die Jugendlichen waren von der Diskussion mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück restlos begeistert. "Es war sehr, sehr interessant. Peer Steinbrück ist wirklich ein hochkompetenter Mann", outete sich Jannik Kinder als Steinbrück-Fan. "Als ich davon gehört habe, konnte ich es zuerst gar nicht glauben, dass er kommt", sagt der 15-Jährige. "Es ist schon toll, dass der sich die Zeit nimmt und so einen kleinen Ort besucht."

Eine Stunde lang war der Minister und Bundestagskandidat mit seiner SPD-Bundestagskollegin Kerstin Griese und dem Landratskandidaten Manfred Krick im Kinder- und Jugendhaus an der Schulstraße zu Gast und stellte sich den Fragen des Nachwuchses. Dabei ging es vor allem um Bildung. "Wie kann es sein, dass viele Jugendliche nach Holland zum Studieren gehen müssen und es bei gleichen Kosten bessere Bedingungen gibt?", wollte Jill Kessel von Steinbrück zum Thema Studiengebühren wissen. Und ihre Freundin Sabrina Geiermann ergänzte, dass es in Wuppertal Vorlesungen im Cinemaxx-Kino gebe, weil man zu viele Studenten zulasse, um noch mehr Geld zu bekommen.

Peer Steinbrück lachte ungläubig, frei nach dem Motto: Das kann doch wohl nicht wahr sein. "Wir geben viel zu wenig Geld für Bildung aus", sagte er dann selbstkritisch und fügte hinzu: "Da sind die skandinavischen Länder und die Benelux-Länder viel aktiver." Schonungslos auch sein Fazit: "Im internationalen Vergleich sind wir bildungspolitisch ein Entwicklungsland."

Kurz und knapp schilderten die Jugendlichen Steinbrück und Griese ihre Situation, sprachen von Schwierigkeiten bei der Ausbildungssuche, von der Angst, nur mit einem Hauptschulabschluss keine Ausbildungsstelle zu bekommen, und von der Finanzkrise, die ein lokaler Autozulieferer als Ursache für zahlreiche Entlassungen nennt. Tolga Yildiz ist einer dieser Beschäftigten bei Tedrive und macht dort gerade seine Ausbildung zum Elektroniker. "Ich würde gerne wissen, ob es zukünftig überhaupt Perspektiven gibt, nach einer Ausbildung übernommen zu werden?" Kerstin Griese sicherte ihm und den anderen Tedrive-Beschäftigten ihre Unterstützung zu und versprach, persönlich im Unternehmen vorbeizukommen.

Finanzminister Steinbrück warnte hingegen vor zu viel Optimismus: "Ich kann die Flaute nicht mit einem Urknall beseitigen, wir gehen in ein sehr schweres Jahr 2009." Die Politik könne hierbei nur versuchen, Brücken zu bauen.

Konkrete Hilfe gab es hingegen von anderer Seite. Der Landratskandidat und Leiter des Gartenamtes in Düsseldorf, Manfred Krick, steckte Susan Haschke, die nach ihrer Gärtnerausbildung Arbeit sucht, seine Visitenkarte zu und empfahl ihr eine Bewerbung. "Das werde ich auf jeden Fall machen", freute sich die 20-Jährige. Und Jugendhaus-Chefin Simone Feldmann war trotz ausgefallener Kicker-Partie vom Besuch der Politiker begeistert: "Die haben sich echt viel Zeit genommen."