Wülfrath: Messer-Attacke auf Türkin gestanden

Im März hatte ein 38-Jähriger seine Frau mit mehreren Stichen schwer verletzt. Seit Donnerstag muss sich der Mann wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.

Wülfrath. Als der Rettungshubschrauber am Mittag des 12. März dieses Jahres eine schwer verletzte Frau von der Lindenstraße in ein Krankenhaus fliegt, ist nicht klar, ob die 35-jährige Türkin überleben wird. Ärzte diagnostizieren später einen Leberriss, Verletzungen der Lunge und der Gallenblase; zudem soll die Frau viel Blut verloren haben. Schnell ist an jenem Märztag klar, dass ihr türkischer Ehemann (37) seine Frau nach einem Streit mit einem Küchenmesser niedergestochen hat.

Seit Donnerstag muss sich der inzwischen 38-Jährige wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten. Durch seinen Verteidiger lässt er eine mehrseitige Erklärung verlesen, was sich an jenem Tag zwischen ihm und seiner Frau abgespielt haben soll. Er habe mit einem Messer auf seine Frau eingestochen, heißt es in seiner Aussage. Geplant sei dies jedoch nicht gewesen - er habe die Nerven verloren.

Schuld daran soll die Trennung von seiner Frau gewesen sein. Nach 16 Jahren Ehe hatte sie ihn im Februar aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen. Immer wieder sei er seitdem zu ihr gekommen und habe um eine zweite Chance gebeten, immer wieder habe es Streit gegeben. Wie es aussieht, wenn er die Nerven verliert, hatte der Vater von fünf Kindern erst beim Scheidungsprozess demonstriert, als er seiner Frau drohte, er werde alle erschießen.

Nicht zuletzt wegen dieses Vorfalls wollte seine Frau, die die Messer-Attacke dank einer Notoperation überlebte, am Montag nicht in seinem Beisein aussagen. Während der Angeklagte in seine Zelle geführt wurde, begann seine Frau als Zeugin zu berichten. Sie erzählte von der Zwangsheirat mit ihrem Mann, den sie zu Anfang ihrer Beziehung "gehasst" habe.

Sie habe ihrer Eltern zuliebe in die Ehe eingewilligt und ihr selbstständiges Leben - die 35-Jährige hatte eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolviert und war bereits mit einem anderen Mann verlobt - für diese Ehe aufgegeben. Nach einer halben Stunde musste die Frau ihre Aussage schließlich unterbrechen. Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.

Er habe sie von Anfang an geschlagen, setzt sie später ihre Aussage fort - "damit ich keine falschen Sachen mache". Mal habe er ihr einen Zahn ausgeschlagen, mal sei das Auge aufgeplatzt oder das Ohr verletzt. Er habe ihr alles verboten. "Ich durfte nicht fernsehen, keine Freunde haben, mich nicht schminken", so die 35-Jährige.

Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil im Dezember erwartet.