Wülfrath: Mit der „Renncouch“ zum Ring

Der 19-Jährige Philipp Knof will mit altem Volvo beim 24-Stunden- Rennen am Nürburgring starten. Unter anderem wurde er vor einigen Jahren Deutscher Junior Schottercup-Meister.

Wülfrath. Als er das Auto vor einem Jahr zum ersten Mal sah, konnte er sich nicht vorstellen, dass er mit diesem Fahrzeug an einem Rennen teilnehmen könnte. "Das ist eigentlich eine Familienkutsche, Baujahr 1991. Viele haben ihn schon geringschätzig als Renncouch bezeichnet." Philipp Knof blickt schmunzelnd auf seinen weißen Volvo 940, der mit Sponsoren-Aufklebern und der Nummer 85 beklebt ist.

Schrammen, leichte Beulen und Dreckreste an dem Wagen zeugen von bewegten vergangenen zwölf Monaten - sowohl für Material als auch Fahrer. In dieser Zeit brachte der 19-jährige Wülfrather nicht nur deutschlandweit zwölf Rennen erfolgreich hinter sich, er wurde im vergangenen November sogar Deutscher Volvo Juniorcup-Meister.

"Das war ein tolles Erlebnis. Damit hätte ich nicht gerechnet", erinnert sich Knof, der gerade im dritten Jahr seiner KFZ-Mechatroniker-Ausbildung steckt.

Früh wurde der junge Mann von seinem Vater Otto von dessen Leidenschaft angesteckt: Während Knof Senior Oldtimer restaurierte, fuhr der Junior bereits mit sieben Jahren erfolgreich Kart-Slalom beim KSC Wülfrath. Nach zehn Jahre stieg er auf den Schotter-Slalom um und fuhr zumeist im Neandertaler Steinbruch Rennen.

Unter anderem wurde er vor einigen Jahren Deutscher Junior Schottercup-Meister. Seine Leistungen hinterließen Eindruck - und zwar bis an die Ostseeküste. "Vor etwa anderthalb Jahren klingelte dann das Telefon: ein Anruf von einem absoluten Volvo-Fan aus Rostock. Er fragte, ob ich mir vorstellen könne, mit einem seiner Wagen für ihn Rennen zu fahren", sagt Philipp Knof, der nicht lange zögerte und das Angebot annahm.

Nachdem er seinen neuen motorisierten Untersatz abgeholt hatte, brauchte er sich lediglich um den Sprit zu kümmern. Wartung, Reparaturen und Ersatzteile übernahm der Besitzer aus Rostock.

Auch familienintern kann sich der Nachwuchs-Rennpilot auf absolute Unterstützung verlassen. "Wir helfen ihm, wo es geht", sagt Vater Otto. Während Schwester Vanessa (23) und Mutter Ulrike die Daumen drücken, schrauben die Knof-Männer in der großen Familiengarage immer wieder an dem Volvo herum.

"Vor allem vor Rennen versuchen wir, den Wagen optimal vorzubereiten", erklärt Philipp, der auch 2010 noch einiges mit seinem Wagen vorhat. Im Januar war er bereits bei einer Schnee- und Eis-Rallye der schwedischen Volvo-Meisterschaft.

Da lief es allerdings nicht optimal: "Einmal bin ich in einem Schneehaufen gelandet, dazu kam noch ein Getriebedefekt." Davon lässt sich Knof jedoch nicht entmutigen. Im Gegenteil: In diesem Jahr steht einmal im Monat ein Rennen in Skandinavien an.

Das bislang beeindruckendste Rennerlebnis hatte er ebenfalls im Januar in Schweden: "Ich konnte mit Spikes auf einem Eissee trainieren. Das hat einen riesigen Spaß gemacht." Kein Wunder, dass sein Traumjob Rennpilot wäre. "Aber das ist sehr schwer zu erreichen. Sponsoren, fahrerische Klasse - alles muss da passen", bleibt Philipp Knof eher zurückhaltend.

Ein Traum, den er sich hingegen möglichst schnell erfüllen will: "Ich möchte am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilnehmen." Mit diesen Worten wandert sein Blick wieder hinüber zum weißen Volvo: "Das wäre gar nicht schlecht für eine Renncouch."