Wülfrath: Tödliche Schüsse vor der Kita

Vermutlich war es eine Beziehungstat. Demnach erschießt Sedat E. seine Ex-Frau und dann sich selbst.

Wülfrath. Am Morgen danach erinnert das rot-weiße Flatterband an die Tragödie des Vorabends. Klackernd schlägt es in den Windböen gehen Äste und Büsche. Der Weg zum Kommunalen Kinder- und Familienzentrum Ellenbeek ist versperrt. Vor dem Eingang unter dem kleinen Vordach lagen die zwei Leichen. Frau und Mann. Nach vorläufigen Erkenntnissen hat der 42-jährige Sedat E. seine Ex-Frau Filiz (32) am Freitagabend erschossen und danach sich selbst getötet. Die Waffe hat die Polizei sichergestellt. Das geschiedene Paar hinterlässt drei Kinder - zehn, zwölf und 14 Jahre alt.

Gegen 19.50 Uhr alarmieren Anwohner die Polizei am Freitag. Sie haben Schüsse gehört, sehen leblose Körper vor der Kita liegen. Mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr lässt die Polizei den Tatort weiträumig absperren. Die Tat spricht sich in dem dicht besiedelten Gebiet in der Ellenbeek schnell herum. Menschentrauben bilden sich an den Absperrungen. Bald ist den Menschen klar, wer dort unter schwarzen Decken liegt. Schließlich sind die Leute, die sich versammelt haben, Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen und Familienangehörige. Kopfschütteln. Fassungslosigkeit. "Ja, sie waren getrennt. Aber Streit?" Nein, von Auseinandersetzungen sei ihnen nichts bekannt gewesen, sagen viele. "Sie waren modern und offen", sagt ein Nachbar der getöteten Frau. Einige berichten jedoch, dass er die Trennung von seiner Frau nicht verwunden habe. "Der kam damit nicht klar", sagt ein Kollege.

Harley-Fahrer Sedat E. war bei Tedrive beschäftigt. Er war in den vergangenen Monaten lange Zeit krank, hat gerade erst wieder angefangen zu arbeiten - zwei Stunden am Tag, eine Wiedereingliederungsmaßnahme. Auch Freitagvormittag. Was an diesem Tag vorgefallen ist? Die Polizei hat noch keine gesicherten Erkenntnisse. Über Hintergründe und mögliche Motive spekuliert die Polizei nicht. Sie verhört. Sie ermittelt. Woher hatte der 42-Jährige die Waffe? Das ist eine der noch unbeantworteten Fragen. Am Abend ist er zur Kindertagesstätte, die direkt an dem Parkplatz liegt, gegangen. Seine Ex-Frau putzte dort.

Betroffen steht Gudula Kohn, die Leiterin des Familienzentrums, vor dem Flatterband. Die Fassungslosigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Traurigkeit braucht keine Worte. Passanten gehen schweigend an dem Haus vorbei, werfen kurze Blicke in Richtung Eingang, schütteln den Kopf. Gegenüber im Aldi-Markt ist die Tat Gesprächsthema. Eine Kundin spricht eine Kassiererin an. "Kannten Sie die Frau?" Diese nickt, sagt aber nichts.

Die drei Kinder der Toten sind bei der Verwandten untergebracht, werden vom Jugendamt betreut. Als die schreckliche Tat geschah, waren sie zusammen und nichts ahnend in der Wohnung der Mutter - kaum einen Steinwurf von der Kita entfernt.