Wülfrath: Und Janosch dringt wieder bis ins Herz

Die Premiere von „Weihnachten mit Tiger und Bär“ wurde in der Stadthalle bejubelt.

Wülfrath. Janosch hat es wieder einmal geschafft. Der große Autor der kleinen Geschichten ist wieder einmal ins Herz seiner Anhängerschar eingedrungen. Und wieder sind es die einfachen Worte, die eindeutigen Dialoge, die Janosch und seine Helden zu Vorbildern machen, ohne dass sie Moralapostel wären. Wie Janosch das wieder geschafft hat, zeigt das Ensemble von Theater Concept seit Samstag und noch bis 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, in der Stadthalle. Das trifft sich ganz gut. Denn es geht um Weihnachten.

Janosch hat sich über den Kleinen Tiger, den Kleinen Bären und den weisen Maulwurf dieses Themas angenommen. Und machte es kindgerecht wie immer, so, wie es beinahe nur Janosch kann. In dem etwa 90 Minuten langen Stück für Zuschauer ab drei Jahren geht es ums Schenken. Es geht um Vorfreude auf Weihnachten und um die Frage, was dieses Fest eigentlich ist.

Da ist der Kleine Tiger, der meterlange Wunschzettel schreibt und gar nicht müde wird, immer Neues zu erfinden, nur damit der Weihnachtsbär ihm auch genügend bringen möge. Das Fahrrad mit mindestens 1111 Gängen zum Beispiel. Und auch der kleine Bär sowie die fette Gans lassen sich hinreißen, wollen die Geschirrspülmaschine, die sich selbst ausräumt, oder ein Abendessen mit George Clooney.

Nur der weise Maulwurf, der wünscht sich nichts. Er ist zufrieden mit dem, was er hat. Er braucht nichts, weil er alles schon hat, nämlich nichts. So philosophisch geht es freilich nicht immer zu in dem teils turbulenten Stück um Weihnachten. Vielmehr tobt der Kleine Tiger über die Bühne, weiß gar nicht, wie er die Zeit bis Heiligabend totschlagen soll, während der Kleine Bär dem gebeutelten Förster dabei hilft, den Tannenbaum-Dieb zu finden - was freilich nicht gelingt.

Und immer wieder ist es der Maulwurf, der das Tempo aus dem Spiel nimmt, der seine Geige ansetzt und virtuos ein paar Töne von Vivaldis "Winter" aus den "Vier Jahreszeiten" zum Besten gibt. Das ist ein wirklich netter Einfall in einer wunderschönen Inszenierung, die lustig ist, aber ohne Klamauk auskommt, die zu Herzen geht, ohne schwermütig oder schwulstig zu sein. Das ist bestes Kindertheater. Auch für Erwachsene.

Dass es nach all den Turbulenzen, nach Sehnsüchten und Enttäuschungen, nach einem kleinen Kriminalfall und dem zaghaften Beginn einer großen Liebelei schließlich zu einem Weihnachtsfest kommt, wie es Tiger und Bär schöner noch nie erlebt haben, liegt an der kleinen, wahren Botschaft, die Janosch seinem Publikum mit in die Vorweihnachtszeit gibt. Am Ende ist Schenken das schönste Geschenk. Dass der Kleine Tiger seine Tigerente abgibt, ist dafür ein beredter Beweis. Und dass dem Premierenpublikum in der nicht ausverkauften Stadthalle "Weihnachten bei Tiger und Bär" ganz außerordentlich gut gefallen hat, war im minutenlangen Beifall mit Pfeifen, Bravo und Stampfen nicht zu überhören.