Wülfrath Gründerinnen sammeln Geld für ihren Unverpackt-Laden
Wülfrath · Noch 2019 möchten Cristin Prehn und Anne Schemann das Geschäft eröffnen. Online werben sie um finanzielle Unterstützung.
. Die Schürzen sind schon da, jetzt fehlt nur noch das Geschäft. Die Wülfratherin Anne Schemann und die Wuppertalerin Cristin Prehn möchten in der Kalkstadt im Winter den ersten Unverpackt-Laden eröffnen. „Grünkorn unverpackt“ soll er heißen. Das Konzept: „Einkaufen fast wie bei Tante Emma – nur, dass die Kunden selbst in mitgebrachte Gläser, Dosen oder Beutel abfüllen dürfen“, erklärt Anne Schemann. Im Laden sollen lose Bio-Lebensmittel, viele Produkte aus der Region und fair -gehandelte und nachhaltig erzeugte Waren angeboten werden. „Transparente Lieferbeziehungen und kurze Transportwege sind genauso wichtig wie faire Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und nachhaltiges Wirtschaften“, sagt Cristin Prehn.
Bis 3. Oktober sollen 33 000 Euro an Spenden zusammenkommen
Um die Finanzierungslücke zu schließen, haben die beiden Freundinnen eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Ziel ist es, bis zum 3. Oktober 33 000 Euro zusammen zu bekommen. „Das reicht dann für die große Lösung mit allem Drum und Dran“, so Anne Schemann. Das Minimalziel betrage 14 000 Euro, „sonst bekommen wir nichts ausbezahlt und die Einzahler ihr Geld zurück“, sagt die 38-Jährige Mutter von zwei Kindern. Daran glauben aber beide nicht. Zu den Unterstützern zählt auch Tobias Struck, Inhaber der Bildfabrik. Er hat mit den Frauen ein Video gedreht, das die Crowdfunding-Aktion bewirbt. „Das ist super geworden, er hat mit uns beiden Amateuren einen hoch professionellen Film gedreht“, freut sich Anne Schemann.
Was das Thema Unverpackt-Laden angeht, haben sich die beiden gründlich vorbereitet. Kontakte haben sie mit „gleichgesinnten Gründern“ im Bergischen Land geschlossen, auch mit Bürgerinitiativen wie „Zero Waste Bergisches Land“. „Die bisher eröffneten Unverpackt-Läden betreiben durch die Bank Quereinsteiger. Da ist es schon etwas Besonderes, dass Cristin Einzelhandelskauffrau ist“, sagt Anne Schemann. Sie selbst ist gelernte Zahnarzthelferin. Mit ihrem Know-how in Sachen Abrechnung und Verwaltung ist sie zuständig für die Buchhaltung und mit ihrem Wissen um Hygiene auch noch fürs Qualitätsmanagement. Zum Konzept gehören auch zahlreiche Workshops zu dem Themen „Selbermachen“, „Nachhaltigkeit“ und „Müllfrei“. Bei ersterem werden zum Beispiel Reinigungsmittel hergestellt.
Sollte es mit der Eröffnung von „Grünkorn unverpackt“ in diesem Winter klappen, wäre dies der erste Unverpackt-Laden im Niederbergischen, so Cristin Prehn. Ein entsprechendes Geschäft ist in Ratingen geplant und wird voraussichtlich früher eröffnen. „Sonst wären wir die Ersten im Kreis Mettmann“, sagt Anne Schemann.
Bei der Suche nach einem passenden Ladenlokal hilft die städtische Wirtschaftsförderung der Verwaltung. Ein Problem: Es muss ein klar abgetrenntes, schädlingssicheres Lager geben. „30 Quadratmeter alleine dafür wären ein Träumchen“, sagt Anne Schemann. Als Örtlichkeit kommen für die beiden nur die Fußgängerzone oder eine Nebenstraße in Frage. Die Anlieferung muss freilich sichergestellt sein. Die Minimalbestückung kostet 17 000 Euro und wiegt entsprechend viel. „Der erste Mitarbeiter wird ein starker jemand sein“, sagt die 38-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Gründerinnen versuchen, ein nachhaltiges Leben zu führen
Wie genau nehmen es die beiden persönlich mit Nachhaltigkeit? Cristin Prehn kocht, näht und lebt nachhaltig, wie sie versichert. Aber mit Ausnahmen. „Ich kaue nicht auf einem Dragee, ich putze nach wie vor meine Zähne mit Zahnpasta.“ Anne Scheemann wiederum möchte noch nicht auf ihre elektrische Zahnbürste verzichten. „Vielleicht merken es die großen Unternehmen auch einmal und bieten entsprechende Produkte an.“ Im „Grünkorn unverpackt“ soll es übrigens auch Kekse und Pudding geben, es darf auch einmal süß sein.
Die Crowdfunding-Aktion ist bereits gut angelaufen. Bis Dienstagnachmittag waren 3040 Euro auf das Konto überwiesen, „und alle drei Minuten klingelt das Telefon“, berichtet Anne Schemann. Aber die beiden sammeln nicht nur Geld ein. Einkaufsgutscheine, verschiedene Aktionen und Zero-Waste-Artikel gibt es als Dankeschön.