Wülfrather Pflegeelterngruppe: Wo die Eltern auf Zeit eine helfende Hand finden
Jubiläum: Die Pflegeelterngruppe besteht seit 25 Jahren. Am Freitag wird deren Arbeit gewürdigt.
Wülfrath. Hans-Werner van Hueth ist Pflegevater der "ersten Stunde". Der heutige Fachbereichsleiter Jugend und Soziales war vor einem Vierteljahrhundert dabei, als die Wülfrather Pflegeelterngruppe gegründet wurde. Mit einer Feierstunde wird das Jubiläum am Freitag im Rathaus gewürdigt.
Im Gespräch mit der WZ erinnert sich van Hueth an die Anfänge und die Beweggründe, die Pflegeeltern in einer Gruppe zu bündeln. "Den Verantwortlichen im Jugendamt war seinerzeit klar, dass etwas für die Fortbildung der Frauen und Mütter getan werden muss, will man sie als Pflegeeltern binden", so van Hueth.
Infos und Ansprechpartner seien wichtig, "weil die betroffenen Familien häufig in schwere Situationen kommen können, wo sie allein nicht weiter kommen". Schließlich, merkt der Fachmann an, seien die Kinder, die aus ihren tatsächlichen Familien genommen werden, "nicht immer einfach". Und deshalb wurde vor 25 Jahren der Antrag an den Jugendwohlfahrtsausschuss gestellt, eine Gruppe zu installieren, in der Pflegeeltern Hilfestellungen gewährt werden können.
Der städtische Etat sah seinerzeit kein Geld für derartige Hilfen für die Eltern auf Zeit vor. Van Hueth: "Aber alle waren überzeugt, dass im Bereich Bildung darauf gesattelt werden muss, weil fachliche Hintergründe einfach fehlten." Auch Stadt und Politik hatten ein Einsehen, initiierten die Gruppe und stellten Mittel zur Verfügung - "auch in dem Bewusstsein, dass ein funktionierendes Pflegeeltern-Netz einer Kommune auf Dauer zum Beispiel Geld für Heimkinderunterbringung sparen kann".
Doch die Finanzen, das betont Hans-Werner van Hueth, der mit seiner Frau auch einen Pflegesohn großgezogen hat, sind nicht das Hauptaugenmerk der Gruppe. "Es gibt um Bildung. Es geht ganz praktisch um Hilfe für die Pflegeeltern über das alltägliche Maß hinaus." So stehen den Eltern nicht nur zwei Mitarbeiterinnen im Jugendamt als ständige Ansprechpartner zur Verfügung. Einmal im Jahr geht es für die Familien auf Seminar-Fahrt. "Dann geht es zum einen um den Austausch an Erfahrungen und den kleinen privaten Ratschlag von Familie zu Familie. Aber es geht immer auch um konkrete Erziehungsfragen, zu denen Fachleute eingeladen sind", so van Hueth.
Diese Gruppe, die vor 25 Jahren die erste im Kreis Mettmann überhaupt war, hat bis heute Bestand. "Und sie ist unverzichtbar", so van Hueth. Nur durch den organisatorischen Zusammenschluss und die helfenden Hände, die dadurch gereicht werden können, "haben dazu geführt, dass die Abbruchrate der Pflegeeltern in Vergleich zu anderen Städten in Wülfrath deutlich niedriger ist. Die Abbrecher kann man an einer Hand abzählen", sagt van Hueth.
20 Pflegefamilien mit 21 Pflegekindern gibt es aktuell in Wülfrath. Eine Statistik, wie viele Eltern und Kinder in den vergangenen 25 Jahren in der Gruppe engagiert waren, gibt es allerdings nicht. 5500 Euro werden im Etat alljährlich für die Aktion bereit gestellt. Das Fest am Freitag wird daraus aber nicht finanziert.