Zahl der Kulturabos ist rapide gesunken

Für viele Velberter gibt es zum Theatersaal im Forum Niederberg keine Alternative. Aber lohnt sich der Erhalt? Die Piraten fühlten der Verwaltung jetzt auf den Zahn.

Zahl der Kulturabos ist rapide gesunken
Foto: Archiv/Simone Bahrmann

Velbert. „Ich bin interessiert am Erhalt des Theatersaals im Forum Niederberg. Es wäre sehr schade, keinen Theaterring bzw. Oper, Operette, Musical hier zu haben. Es kann nicht jeder nach Essen, Wuppertal, Düsseldorf fahren.“

Dieser Wunsch für das künftige Bürgerforum Niederberg, der jetzt auf der Projekt-Website zu lesen ist, steht wohl stellvertretend für die Vorstellungen vieler Velberter. Er erreichte das die Bürgerbeteiligung begleitende Beratungsbüro Richter online. Das Interesse an der Umgestaltung des technisch in die Jahre gekommenen großen Veranstaltungshauses von 1982 ist auch nach der Auftaktveranstaltung vom 9. Januar im Forum Niederberg an der Oststraße weiter groß. Bekanntlich haben sich bereits einige Vereine, vor allem Chöre, für den Erhalt einer Bühne, die Theater und Showansprüchen genügt, ausgesprochen, weil sie im Bürgerhaus Langenberg keine Alternative sehen.

Doch wie sehen die Theater- und Konzertbesucherzahlen wirklich? Antworten gab es jetzt im Kulturausschuss dank einer Anfrage der Piraten-Fraktion im Stadtrat. „Laut Jahresabschluss 2015 der Stadt, Seite 123 ist die Zahl der Abonnenten rapide gesunken, und zwar im Vergleich zum Vorjahr um circa 66 Prozent. Das Planziel von 700 Abonnenten wurde sogar um 77 Prozent verfehlt. Was ist die Ursache für diesen Misserfolg?“, wollten die Piraten von der Verwaltung wissen.

„Die Umstellung von festen Theaterringen mit automatischer Verlängerung auf die flexible Wahlabostruktur ab der Spielzeit 2015/16 hat zur Verunsicherung geführt. Doch auch die unsichere Zukunftsaussicht in Bezug auf die Planungen mit dem damals noch nicht fertigen Bürgerhaus führte zur Verschärfung der Rückentwicklung von Aboverkaufen“, lautet die Antwort der Stadt.

Dagegen ist die Vorburg von Schloss Hardenberg in Neviges offenbar die richtige Spielstätte für das Publikum von morgen. Dort gehen hauptsächlich die Kinder- und Jugendtheateraufführungen über die Bühne. Und die Besucherzahlen blieben mit 7138 Gästen bei 17 Veranstaltungen beziehungsweise 955 Jugendlichen mit ihren Begleitern bei fünf Aufführen gegenüber 2014 stabil. Gleiches gilt für die Gesamtbesucherzahl der Familienkonzerte (955) und für das Kinderwinter-Theaterfestival in der Vorburg (833).

Die Vorstellungen und Konzerte für Erwachsene lockten im Jahr 2015 unterm Strich 1300 Besucher weniger als im Vorjahr an. „Das Planziel für 2015 wurde um circa 19 Prozent verfehlt. Warum?“, fragten die Piraten.

Schwankungen bei den Besucherzahlen habe es laut Stadt in der Vergangenheit immer wieder mal gegeben. So wurden im Jahr 2013 zum Beispiel 5984 Zuschauer gezählt und 2015 waren es rund 6700. Das hänge einerseits mit der Attraktivität des jeweiligen Kulturangebots und andererseits mit den Aufführungsorten zusammen, erklärte die Verwaltung.

2015 gab es zwölf Konzerte mit insgesamt 2524 Besuchern. Fünfmal bot das Forum Niederberg den Konzertsaal. Die drei Sinfoniekonzerte verfolgten dort 677 Zuhörer, den kubanischen Pop mit Addys Mercedes 231 Fans und den Auftritt der Bergischen Salonlöwen 444 Konzertfreunde. Viermal gab es in und vor der Vorburg Live-Jazz. Die beiden Indoor-Konzerte zogen lediglich 48 Besucher an. Größter Publikumsmagnet war das Festival „Viertelklang“ mit verschiednen Spielstätten in Langenberg und 500 zahlenden Besuchern.

21 Bühnenveranstaltungen, vom Schauspiel über die Operette und das Musical bis hin zu Kabarett und Lesung verfolgten 4164 Gäste. 12 Mal war das Forum der Schauplatz. Best besuchte Einzelveranstaltung war das Musical „Queen of Rock“ mit 445 Besuchern. Die Gastspiele von Daniel Helfrich, Nessi Tausendschön und Eva Eiselt sahen in Neviges 32, 128 beziehungsweise 73 Kabarett-Freunde.

Relativierend zu berücksichtigen ist, dass der große Theatersaal des Forums wegen Brandschutzmängeln seit Jahren nicht mehr bespielt werden darf (siehe Kasten). Die Bausubstanz ist im Kern zwar gesund, aber vor allem die technische Aufrüstung würde Millionen verschlingen. Nur durch ein neues Nutzungskonzept kann sich die Stadt Hoffnungen auf Förderung durch das Land NRW machen.