Neviges Zwei Viren bedrohen den Nevigeser Pferdesport

Neviges · Als würde das Coronavirus nicht schon reichen, sehen sich die Pferdebesitzer seit einigen Wochen einer weiteren Virusbedrohung ausgesetzt. Nach einem Reitturnier in Spanien wurden Pferde aus Deutschland mit dem hochansteckenden Equine Herpesvirus EHV-1 infiziert.

Britta Berse wartet mit dem Shetlandpony „Maximus“ und dem Reitpferd „Fritz“ auf fröhliche Kinderscharen, die auf dem Lembeckhof den Umgang mit den Pferden kennenlernen wollen.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Alle Pferdesportveranstaltungen sind abgesagt, Reiter und Stallpersonal sollen verstärkt auf die Gesundheit achten. Das Virus, das nicht auf Menschen übertragbar ist und bei Pferden zu unterschiedlichen Krankheiten führt, ist zwar im Kreis Mettmann noch nicht ausgebrochen, aber die Pferdehofbesitzer sind vorsichtig. „Hier kommen keine fremden Pferde hin, andererseits kommen von hier keine Pferde weg“, so Bernd Stegemann vom Krüschner Hof. Das bekannte Abstandhalten gilt nun auch gegenüber den Vierbeinern. Vor allem sollen sich die Pferdefreunde nicht zu nahe kommen. „Die Reiterliche Vereinigung hat uns Richtlinieen vorgegeben: In der Halle dürfen sich gerade mal vier Reiter gleichzeitig aufhalten, auf dem Platz draußen sind es sechs, natürlich mit Maske. Wir machen Listen, damit man alles nachverfolgen kann. Bisher ist nichts passiert“, gibt sich Bernd Stegemann erleichert. Die Besitzer können ihre Tiere derzeit nur eingeschränkt nutzen, aber dafür hat sich deren Haltung verteuert. „Durch den trockenen Sommer haben wir ein Drittel weniger Heu geerntet, das muss teuer zugekauft werden.“

Britta Berse schaut mit Sorge auf die derzeit wieder steigende Inzidenzzahlen. Die Inhaberin der Familien-Reitschule Lembeck setzt stark auf das Erlebnis mit Pferden von Jung bis Alt, bereits Dreijährige machen ihre ersten Reiterlebnisse auf dem Rücken von Shetlandponys. „Früher haben wir auf der Equitana in Essen vorgeführt, wie Kinderreitunterricht funktioniert.“ Vom ersten Kontakt mit den Huftieren bis zum Wiedereinstieg reicht das Angebot, das in der erfolgreichen Teilnahme an Turnieren gipfelt. Auf Kreis und Landesebene konnten sich Reiter von dem Hof einige Titel sichern. Derzeit hofft Britta Berse, dass die Infektionszahlen nicht steigen, damit sie ihre Programm für die Osterferien durchziehen kann. „Dann könnten sich bis zu 20 Kinder im Freien aufhalten.“ Neben ersten Reitversuchen werden mit den Pferden auch Schönheitswettbewerbe veranstaltet. „Dann richten vor allem die Mädchen die Pferde besonders schön her, in dem sie zum Beispiel die Mähnen kunstvoll flechten“, erklärt Berse. Nicht nur Mädchen interessieren sich für Pferde. „Gut 15 Prozent sind Jungens, die sehen die Tiere aber eher als Indianerpferde.“ Daneben sind Kindergeburtstage auf dem Hof an der Nordrather Straße sehr beliebt, die ebenso seit einem Jahr nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden konnten. „Es hat einen Ausgleich vom Staat gegeben, aber das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, das hilft uns nicht wirklich weiter.“

Bei der Landreitschule an der Donnenberger Straße haben Pferdebesitzer gerade einmal 45 Minuten Zeit, ihre Lieblinge zu bewegen. „Dazu kommen noch 45 Minuten für die Vor- und Abbereitung“, schildert Wera Langner den engen Zeitplan.

Der Wülfrather Voltigier- und Pferdesportverein hat auf dem Hof Timpen an der Ibacher Mühle seine Heimat gefunden. Jutta Sibbel trainiert nicht nur turnerische und akrobatische Übungen auf dem Rücken der laufenden Pferde, sondern sie therapiert mit dem Reiten auch behinderte und nicht behinderte Menschen. Der Betrieb ist durch die Auflagen sehr eingeschränkt. „Immerhin halten uns die Mitglieder die Treue“, ist Vater Fritz-Ulrich Sibbel dankbar.