Zylinderköpp erleiden Schiffbruch

Die Absage des Karnevalsumzugs in Tönisheide trifft die KG Zylinderköpp besonders hart.

Foto: Ulrich Bangert

Tönisheide. Bei der Karnevalsgesellschaft Zylinderköpp herrscht Katerstimmung: Wegen der ordnungsbehördlichen Auflagen hatte sich der Vorstand am Donnerstag entschlossen, den Karnevalszug abzusagen (die WZ berichtete). Es scheiterte unter anderem daran, dass die Versicherung der Karnevalisten den Helfern, die an den Absperrschranken stehen, keinen Versicherungsschutz gewähren. „Sobald die Versicherungen das Wort mit „T“ (Terror, Anm.d.Red.) hören, winken die ab“, musste Carl-Frank Fügler feststellen, der bei den Zylinderköpp den Hut aufhat. Dabei hatte es einige Tage zuvor ausgesehen, als wären alle Forderungen, die durch die eine „abstrakte Gefahrenlage“ hervorgerufen werden, erfüllt. Die 15 Aktiven bauten den Karnevalswagen fertig.

Für 1200 Euro wurden Banner mit den Logos der Sponsoren an dem vereinseigenen Anhänger befestigt, der mit dem Motto „Tönisheide bleibt sich treu — Karneval Ahoi“ als veritables Schiff aufkreuzen sollte. „Wir verlassen mit dem Boot die Stadt Velbert“, frotzeln die Narren, die meinen, dass in den Nachbarstädten die Verwaltungen dem Brauchtum mehr entgegenkommen.

Am Samstag wurde der Wagen aus einer Scheune in benachbarten Wülfrath-Kocherscheidt ans Tageslicht gezogen, um der Presse zu zeigen, was das närrische Volk in diesem Jahr nicht zu sehen bekommen wird. „Wir haben zwar das Angebot vom Velberter Zugleiter Michael Schmidt erhalten, im dortigen Zug mitzufahren. Aber wir haben gesagt: ganz oder gar nicht. Auch der Karnevalstreff auf dem Kirchplatz am Sonntag ist abgesagt.“

Clemens Bender, Vorsitzender des ASV Tönisheide

Auf den Kosten für die Herrichtung des Wagens bleiben die Zylinderköpp sitzen, sie setzen auf die Kulanz des Großhandels, dass die bestellten Kamelle nicht abgenommen werden müssen. Bevor die Narren die nächste Session anpeilen, denken sie jetzt erst einmal an den Sommer. „Die Sonnenwendfeier auf dem Kirchplatz im Juni wird auf jeden Fall stattfinden — irgendwie müssen wir ja wieder Geld in die Kasse kriegen“, stellt Carl-Frank Fügler fest. Der Karnevalist ist sich sicher, dass er der Stadt für dieses Fest ein überzeugendes Sicherheitskonzept vorlegen kann.

„Wir sind sehr traurig, dass der Zug nicht zustande kommt“, bedauert Monika Hülsiepen. Die Vorsitzende des Bürgervereins, der in den vergangenen Jahren immer gerne mitgezogen ist, kann sich nicht vorstellen, sich kurzfristig am Tulpensonntag in den Langenberger Zug einzureihen. „Das ist ein geliehener Lkw, der Fahrer hat genaue Anweisungen, wo und wann er zu fahren hat. Und wir müssen schauen, wie lange unser Wurfmaterial haltbar ist und was wir gegebenenfalls damit machen.“

Carl-Frank Fügler, KG Zylinderköpp

Dieses Problem hat Clemens Bender nicht. „Wir wollten erst in dieser Woche das Wurfmaterial für unsere Zugteilnehmer kaufen“, so der Vorsitzende des ASV Tönisheide. „Es gibt genug Leute, die den Zug wollen, für die Kinder ist es eine Riesenenttäuschung.“ Gibt es vielleicht doch eine Überraschung? „Wir haben genug Vereine, die in irgendeiner Form eine Karnevalsveranstaltung machen können.“