Warum Bürger den Stellenabbau bei RWE im Busverkehr spüren

Die Halbierung der Dividende aus den RWE-Aktien wirkt sich auf den Kreis Mettmann aus.

Kreis Mettmann. RWE kündigt den Abbau von 7000 Stellen an, in der Folge bricht der Wert der RWE-Aktie ein, die Dividende halbiert sich auf einen Euro pro Aktie — und die Menschen im Kreis Mettmann müssen als Folge davon länger auf ihren Bus warten. Das klingt so logisch wie „Nachts ist es kälter als draußen“.

Dass RWE und Busverkehr im Kreis Mettmann durchaus eine logische Verbindung ohne kausale Aussetzer eingegangen sind, erklärt der Herr der Finanzen bei der Kreisverwaltung Mettmann, Martin Richter. Ein Erklärstück, das es in sich hat und mit Historie beginnt.

Anfang des 20. Jahrhunderts sind dem Kreis Mettmann RWE-Aktionen zugeteilt worden — damals, als RWE noch ein kommunales Unternehmen war. Diese zwei Millionen Aktien hat der Kreis Mettmann bis vor rund sechs Jahren gehütet und Dividende kassiert.

2007 dann wurden die Forderungen lauter, den Haushalt des Landeskreises zu entschulden. „Wir haben dann von den zwei Millionen Euro eine Hälfte verkauft“, sagt Richter. Das Geschäft mit den damals höchst wertstabilen Papieren war ein lukratives: Rund 90 Millionen Euro kassierte die Kreisverwaltung für ihr dickes Aktienpaket — und war wie geplant schuldenfrei. Zum Vergleich: Aktuell werden RWE-Aktien für weniger als 25 Euro gehandelt.

Die verbliebenen 1,1 Millionen Aktien überführte der Kreis aus steuerlichen Gründen in eine neu gegründete Kreisverkehrsgesellschaft Mettmann (KVGM). Die hat zwar nur einen Mitarbeiter — aber jede Menge Pfiffigkeit. Denn an diesem Punkt kommen die Busse ins Spiel.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr stellt dem Kreis jährlich eine Rechnung über rund neun Millionen Euro für die Leistungen aus, die Unternehmen wie die Rheinbahn in den kreisangehörigen Städten erbracht haben. Da wird jeder Kilometer, den die Busse fahren, ebenso abgerechnet wie die Takte, in denen die Busse fahren. Alle fünf Minuten kostet mehr als alle 15.

Diese Rechnung gibt der Kreis an die Städte weiter — reduziert um den Betrag, den die RWE-Aktionen an Dividende erbringen. In der Vergangenheit waren dies rund 2,5 Millionen Euro. In Zukunft ist dies nur noch eine Million Euro. Damit müssen die Städte nicht mehr wie bisher lediglich 6,5 Millionen Euro, sondern acht Millionen Euro pro Jahr aufbringen.

Und plötzlich macht die Verbindung von Aktienkurs und Öffentlichem Nahverkehr Sinn. Jetzt, wo die Kommunen mehr bezahlen müssen, könnten sie auf die Idee kommen, sparen zu wollen. Und dann fahren Busse eben nicht mehr im Fünf-Minuten-, sondern nur noch 15-Minuten-Takt, weil das Geld spart.