ÖPNV im Kreis Viersen Deutschlandticket ist heiß begehrt
Kreis Viersen · Die Einwohner im Kreis Viersen nutzen das Deutschlandticket überdurchschnittlich stark. Die Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen ist jetzt am Thema „On-Demand-Verkehr“ dran: Ruf den Bus per App.
Vor einem Jahr wurde das Deutschland-Ticket eingeführt. Ein zentraler Kritikpunkt lautet: Es nützt den Menschen in der Stadt mehr als denen im ländlichen Raum. Dort finanzieren die Einwohner mit ihren Steuergeldern den Städtern den gut getakteten öffentlichen Personennahverkehr. Für den ländlich geprägten Kreis Viersen gilt das nicht. Das zeigen die Verkaufszahlen des Deutschland-Tickets.
Wie verkauft sich das Deutschland-Ticket im
Kreis Viersen?
Überdurchschnittlich gut. In den ersten drei Monaten – von Mai 2023 bis Juli 2023 – nutzten im Schnitt 10 400 Einwohner im Kreis Viersen das Deutschland-Ticket. Von August bis November stieg die Durchschnittszahl der Tickets auf 21 900 an. Wesentlicher Grund für die Steigerung: dass auch Schüler nun mit dem Deutschland-Ticket ausgestattet wurden. Die nächste Steigerung gab’s von Dezember 2023 bis März 2023, als im Schnitt 23 400 Tickets pro Monat genutzt wurden. Mit ein Grund: Am 1. Dezember startete in NRW das „Deutschlandticket sozial“. Bezogen auf die Einwohnerzahlen liege der Kreis Viersen damit fast 13 Prozent über dem Durchschnitt im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, berichtet Reiner Röder, Leiter der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen. „Allein im Februar wurden 26 000 Deutschland-Tickets im Kreis Viersen genutzt.“ Das seien Zahlen, mit denen er „gedämpft zufrieden sein könne“.
Wo ist das Deutschland-Ticket
im Kreis besonders stark nachgefragt – und wo nicht?
„In der Stadt Viersen ist die Zahl der Abos des Deutschlandtickets überdurchschnittlich hoch, aber auch in Brüggen und Niederkrüchten ist die Nachfrage groß“, berichtet Reiner Röder. Eher geringer sei die Nachfrage dagegen in Willich und Tönisvorst.
Woran liegt das?
Für klare Aussagen dazu sei es noch zu früh, sagt Röder. „Das Deutschlandticket gibt es ja jetzt gerade erst einmal ein Jahr. Normalerweise braucht man zwei Jahre, um belastbare Zahlen zu haben.“ Deshalb sei er sehr vorsichtig, das Nachfrageverhalten zu interpretieren. Eine Ursache liege aber auf der Hand: Die Anbindung von Viersen, Brüggen und Niederkrüchten an den Ballungsraum Mönchengladbach sei gut.
Und: Auch innerhalb des Kreises Viersen wurden die Taktungen erhöht. „Streng genommen gehört der Kreis Viersen nicht zum ländlichen Raum, sondern zum sogenannten verstädterten Raum“, erklärt dazu Armin Printzen, ÖPNV-Verkehrsplaner bei der VKV.
Gibt es Kannibalisierungseffekte?
Gewiss; allerdings lassen sie sich im Kreis Viersen laut VRR nicht genau beziffern. „Uns liegen ausschließlich verbundweite Zahlen vor“, erklärt Sprecherin Sabine Tkatzik. Demnach seien im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mehr als 90 Prozent der Inhaber des Deutschland-Tickets aus bestehenden Abonnements gewechselt. „Auch ein Anteil der Kundinnen und Kunden, die vorher das Barsortiment genutzt haben, sind umgestiegen“, so Tkatzik. „Hinzugekommen sind noch rund fünf Prozent ‚ÖPNV-Neulinge‘.“
Wie will die Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen den
ÖPNV attraktiver machen?
Durch On-Demand-Verkehr – also im Prinzip einer Art Rufbus, der nur auf Anforderung fährt. Per App soll sich der Bus bestellen lassen. „Wir als VKV sind an dem Thema dran“, sagt Röder. „Die SWK mobil in Krefeld betreibt bereits ein solches System.“ Das würde die VKV gerne in einem Pilotprojekt auf den Kreis Viersen erweitern. „Da geht es insbesondere um die Städte Willich, Tönisvorst und Kempen“, berichtet Printzen. „Für abends, nachts und am Wochenende“, ergänzt Röder. Mit den Kommunen sei bereits gesprochen wurden, berichtet Röder. „Leider haben wir noch kein finales Ergebnis.“ Das Problem ist die Finanzierung. „Wir können den Städten ja nicht einfach in die Tasche greifen“, sagt Röder.
Was wird das nächste große Ding der Verkehrsgesellschaft?
Die X-Bus-Linie 73. Sie soll von Straelen im Kreis Kleve über Nettetal-Kaldenkirchen, Brüggen und Wegberg bis nach Erkelenz führen. „Der VRR steht bereits Gewehr bei Fuß“, berichtet Röder. „Leider liegt die Finanzierungszusage durch das Land noch nicht vor.“