Geschichte des Verbandes Kreis-CDU schenkt sich ein Buch

Kreis Viersen · 75 Jahre CDU Kreis Viersen: Aus der Geburtstagsparty wird in Corona-Zeiten nichts. Aber eine unterhaltsame und vertiefende Lektüre aus der Parteifamilie wird vorgelegt. Zeitzeugen erinnern sich.

Marko Schmitz (v.l.) mit „Kundschaft“ in seinem Druckhaus: Marcus Optendrenk, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes, Journalist Roland Busch und Jacky Kampe, Ex-Geschäftsführer der Partei, freuen sich über die fertig gedruckte Geburtstags-Lektüre „Zeitzeugen: 75 Jahre CDU Kreis Viersen“.

Foto: Ja/Reimann, Friedhelm (rei)

75. Geburtstag? Happy Birthday! Da möchte man Sektkorken knallen lassen und das Alter, die Befindlichkeit und das bis dahin Geleistete feiern – und feiern lassen.

Die CDU im Kreis Viersen wird 75. Auf den Tag genau am 4. März. 1946 hatten die britischen Besatzungsbehörden die Gründung im damaligen Landkreis Kempen-Krefeld genehmigt. Vorausgegangen war eine mehrmonatige Gründungsphase mit Versammlungen in fast allen Orten des Kreises.

Aktuell 2800 und noch ein paar mehr Mitglieder könnten also zur Geburtstagsfeier geladen werden. Doch die Party fällt aus. Abstand halten statt anstoßen bleibt die Devise der Parteifreunde von Brüggen bis Tönisvorst, von Kempen bis Viersen. Ein Geschenk gibt es trotzdem. Es steht als Begleitwort für „blättern statt klönen“ und trotzdem kann man sich durch und mit und in der großen CDU-Familie gut unterhalten fühlen.

Zeitzeugen mit Funktion in Kreis, Land und Bund kommen zu Wort

Der CDU-Kreisverband mit Marcus Optendrenk an der Spitze schenkt sich und allen Christdemokraten in den neun Kommunen ein Buch. Es ist Stammbuch und Bildband, Poesiealbum und Chronik in einem. Unterhaltsam wie dokumentarisch, die eigene Parteigeschichte fest- und fortschreibend. 

Das Buch soll in die Hand und nicht ins Regal. Denn die Zeitzeugen, die in dem Band zu Wort kommen, sind markante Vertreter einer kraftvollen CDU-Geschichte in der Region zwischen Mönchengladbach und Krefeld. Es sind Lenker und Denker, deren Ära an der Spitze des Verbandes und in der Verantwortung als Bundes-, Landes- und Kreispolitiker die unterschiedlichsten Spuren hinterlassen haben.

Die Zeitzeugen plaudern aus ihrem Erinnerungsschatz. Und aus dem Nähkästchen. Sie ordnen politische und gesellschaftliche Geschehnisse ein und bleiben doch immer unmittelbar dort, wo ihr Wirken bis heute noch ablesbar ist: im Kreis Viersen. „Wir wollten uns unsere Geschichte durch Zeitzeugen sichern“, betont Optendrenk.

Interviews führen, Erinnerungen zusammentragen und eine Menge Bild- und Archiv-Material sichten – diese Arbeit hat man dem Viersener Journalisten Roland Busch übertragen. In eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit für das Buch stand ihm Jacky Kampe, der ehemalige Geschäftsführer der Kreis-CDU, als Projekt-Begleiter und Türöffner zur Seite. „Wir haben viel Arbeit ins Buch hineingesteckt“, sagt Busch und ist – wie seine Auftraggeber – mit dem Ergebnis zufrieden. Für Kampe, sagt dieser selbst, sei die Buchentwicklung ein fortwährendes Vergnügen gewesen.

Eine fortwährende Lobhudelei auf die CDU ist aber nicht entstanden. Es sind auch nachdenkliche, kritische und abwägende Statements zusammengetragen worden. Wer hat seinen Platz im Buch? Vor allem die ehemaligen Vorsitzenden der Kreis-CDU und Landräte, Abgeordnete in Bund und Land. Ehrenvorsitzender Peter van Vlodrop, der letzte Landrat des Kreises Kempen-Krefeld, zauberte während des Interviews sogar alte Schallplatten zutage, die einst zu Wahlkampfzwecken der CDU verteilt und auch abgespielt wurden: Marschmusik und das Lied vom politischen Frühling. Andere Zeiten.

Landrat Hans-Christian Vollert, vom Naturell her eher Diplomat als Straßenwahlkämpfer, macht sich in seinem Beitrag dafür stark, einen Radweg im Kreis Viersen nach seinem Amtskollegen Hanns Backes zu benennen. 

Einzuordnen weiß Marina Hammes, dass es Mitte der 1970er-Jahre hieß: „Frauen gehören in die CDU, aber zum Ansehen müssen sie sein“. Die Viersenerin hat in ihrer Amtszeit den Politikstil mit menschlicher Note versehen, Frauen in der Politik ermutigt und programmatische Wege vorgezeichnet, so wie es auch in Willich Käthe Franke tat.

Die Erinnerungen der prominenten Parteimitglieder umspannen die 1950er-Jahre als Startpunkt, weiter über die kommunale Neugliederung 1970 bis ins Heute und Morgen.

Wie konnte es Kempen mit Viersen? Wer pflegte welchen Führungs- und Politikstil in der Partei? Wer war mit den Größen der CDU vernetzt? Greifbar wird die Entwicklung der Infrastruktur des Kreises, ablesbar an den Facetten Wirtschaft, Bildung, Mobilität, Landwirtschaft...

Das „Geburtstagsständchen“ als Lektüre ohne Noten soll in die Fortschreibung gehen. Und das Gespräch der Mitglieder und CDU-Generationen untereinander ankurbeln. Sobald Corona es zulässt, sollen weitere Zeitzeugen zu Wort kommen. Uwe Schummer soll aus Berlin, Stefan Berger aus Brüssel berichten. Die CDU will auf ihrem Moderationsweg zur Hundert an die Gegenwart andocken.

Siehe auch Fotos aus der Kreis-CDU-Geschichte, S. 25